„Trekk nie de Hoot bevör du een Kerll süchst.“
Mannigmol is de Minsch to gau, wenn wat Godes oder wat Schönes op em töven deiht. Wenn man de schmucke Wohnung jüs ankieken hett, de dat niie Tohuus warrn schall oder jüs meent, man ward de niie Anstellung schon kreegen, weil dat allens so god loppen hett. Denn kummt ok mol so´n lichte Anfloog vun Övermoot heranweiht. Oder ok, wenn man um wat wetten deiht, und sik sien Sook gewiss is.
Wenn mol so´n Situation dor is, denn segg mien Vadder in sien ruhige Art und Wies: „Trekk nie de Hoot, bevör du een Kerll süchst.“ Mehr ni.
Wat hev ik mi dat schon oft anhöörn muss. Und mannigmol marschierte de Sook denn doch in een annere, jo – in de verkeehrte Richtung… Mien Vater hett de Spruch vun sien Grootvadder und hett de ok oft höörn musst, bevör he sik de annommen har. Jo, und nu is dat a sowiet, dat ik de dore Schnack sülm gebruuken do, wenn dat jüs so passen deiht. Ik glöv, dat sünd de Erfohrungen de man mit de Johrn sammelt hett. Man ward jo doch ni dümmer mit de Johrn.
Wenn denn de Vertrach ünnerschrieven is – oder worum sik dat ok dreihen deiht –, dann kann man sik likkes noch freun. Dann is dat noch lich fröh nuch, um de Hoot to trekken und to de dore fiene Sook to seggen: „Moin, schön dat du dor büst“.
Ohne sik to verkieken.
(Hier in düsse Rubrik schriev ik dat Plattdüütsche man jüs so op as dat bi uns in Stopel schnackt ward.)
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[übersetzt:]
„Ziehe nie den Hut bevor du einen Kerl siehst.“
Manches Mal ist der Mensch zu schnell, wenn sich was Gutes oder Schönes anbahnt. Wenn man die schöne Wohnung gerade angeschaut hat, die das neue Zuhause werden soll oder gerade meint, dass man den neuen Job schon kriegen wird, weil alles so gut gelaufen ist. Dann kommt auch mal so ein leichter Anflug von Übermut angeweht. Oder auch, wenn man wettet und sich seiner Sache sicher ist.
Wenn mal so eine Situation da ist, dann sagt mein Vater in seiner ruhigen Art und Weise: „Ziehe nie den Hut bevor du einen Kerl siehst.“ Mehr nicht.
Was habe ich mir das schon oft anhören müssen. Und manches Mal marschierte die Sache dann in die andere, ja – in die verkehrte Richtung… Mein Vater hat diesen Spruch von seinem Großvater und hat ihn auch oft hören müssen, bevor er ihn für sich angenommen hat. Ja, und nun ist es schon so weit, dass ich genau diesen Spruch selbst benutze, wenn das gerade so passt. Ich denke, das sind die Erfahrungen, die man mit den Jahren gesammelt hat. Man wird ja doch nicht dümmer mit den Jahren.
Wenn dann der Vertrag unterschrieben ist – oder worum es sich auch drehen mag –, dann kann man sich immer noch freuen. Dann ist es noch leicht früh genug, um den Hut zu ziehen und zu dieser feinen Sache zu sagen: „Moin, schön, dass du da bist!“
Ohne sich zu verschätzen.
(Hier, in dieser Rubrik, schreibe ich das Plattdeutsche ganz einfach so auf, wie es bei uns in Stapel gesprochen wird.)
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