Alle acht Anträge auf Erhöhung oder Erhalt einer institutionellen Förderung sollen pauschal abgelehnt werden. Das zumindest schlägt die Verwaltung dem Kulturausschuss der Stadt Flensburg vor, der am Donnerstag, 26. September tagt. Zur Begründung heißt es in der Beschlussvorlage der Verwaltung, die wirtschaftliche Lage der Stadt müsse in besonderem Maße Berücksichtigung finden und alle Fachbereiche seien angehalten, deutliche Einsparungen vorzunehmen. Neben den bereits institutionell geförderten Einrichtungen wie dem FolkBaltica Festival, dem Kühlhaus und dem Volksbad würde die Entscheidung mit dem Verein Coming Home Concerts und dem Projektraum Bunnies Ranch im ehemaligen Güterbahnhof auch Institutionen betreffen, die erstmals eine solche Förderung beantragt haben.
Zurzeit beträgt der Haushalt für den gesamten Kulturbereich rund 1,2 Millionen Euro im Jahr. Die Anträge aller acht Einrichtungen belaufen sich auf gemeinsam rund 412 000 Euro zusätzlich. Die Summe, die die Stadt für institutionelle Förderung extra auszugeben bereit wäre, beträgt aber nur zwei Prozent des Etats, also etwa 24 500 Euro. Als Kompromiss schlägt die Verwaltung vor, allen Gruppen einen jährlichen Inflationsausgleich von sieben Prozent zu gewähren.
Zu den betroffenen Kulturinstitutionen gehört auch die Theaterwerkstatt Pilkentafel, die einen offenen Appell an die Ratsfraktionen der Stadt richtet: “Eine solche Ablehnung aller Anträge wird verheerende Auswirkungen in der sogenannten Freien Szene der Stadt haben” und Institutionen in ihrer Existenz gefährden, heißt es darin. Das betreffe mit der Theaterwerkstatt Pilkentafel auch das einzige explizit zeitgenössische Produktionshaus in Schleswig-Holstein. Mit einer Schließung der Pilkentafel fiele Flensburg in Bezug auf auf freie darstellende Künste “in eine Provinzialität zurück, die den Flensburger Theatergänger*innen und der wachsenden Stadt nicht angemessen” sei.
Die Entscheidung sollte ursprünglich in der Septembersitzung des Kulturausschusses fallen. Laut einem Bericht des Flensburger Tageblatts werde sie jedoch voraussichtlich auf November verschoben. Das strebten die Fraktionen der Grünen und des SSW an, die gemeinsam über eine Mehrheit verfügen, sodass der Aufschub als sicher gelte. Der detaillierte Kulturhaushalt liege noch nicht vor und „ohne eine klare Übersicht über die verfügbaren finanziellen Mittel würden wir das Risiko eingehen, voreilige Entscheidungen zu treffen“, wird der Kulturausschuss-Vorsitzende Daniel Dürkop (SSW) zitiert. Für die betroffenen Kulturinstitutionen bedeutet das ein kurzes Verschnaufen, aber kein Aufatmen.
Vom Land ist ebenfalls keine Hilfe für die darbende Kulturszene zu erwarten: In den Eckpunkten des Haushalts für 2025, die Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und Finanzministerin Silke Schneider (Grüne) vorstellten, ist eine Kürzung im Kulturbereich um 1,7 Millionen Euro vorgesehen. Jede Kürzung tue weh, und „wir machen uns keine Illusionen, die Opposition wird uns vorwerfen, dass es unvereinbar ist“, sagte Günther. Immerhin sei der Bereich Kultur im Vergleich zu anderen Feldern „unterproportional“ betroffen.