„Wenn alle Staatsgewalt laut Grundgesetz vom Volke ausgeht, bedeutet das auch: Alle Staatsgewalt geht von einer pluralen Gesellschaft aus.“ So heißt es auf der Homepage des Projekts „Heimaten“, das vom Berliner Haus der Kulturen angestoßen wurde. „Heimaten“ meint dabei nicht die Mehrzahl verschiedener Länder oder Orte, die ein Mensch als Heimat empfindet. Sondern es meint ein Tu-Wort: „Ich heimate, du heimatest, wir heimaten.“ Denn Heimat sei etwas, das aktiv gestaltet wird und dabei erst entsteht, heißt es in der Beschreibung des Projekts. Mit dabei sind Organisationen und Gruppen aus ganz Deutschland. Dazu zählt auch die Sinti-Union Schleswig-Holstein. Sie ist zurzeit die einzige Gruppe aus dem nördlichsten Bundesland, die sich dem Projekt „Heimaten“ beteiligt.
Dabei sind Gruppen, die für Vielfalt stehen

„Wir sind sehr froh, dass wir mit dabei sind“, sagt Kelly Laubinger, Geschäftsführerin der Sinti-Union Schleswig-Holstein. Der Verein mit Sitz in Neumünster setzt sich für die Anliegen der Minderheit der Sinti und Roma ein und will deren jahrhundertelange Geschichte in Schleswig-Holstein sichtbar machen. Im Mittelpunkt steht der Kampf gegen Rassismus und Ausgrenzung. Dieses Anliegen teilt die Sinti-Union SH mit den anderen Gruppen, die zum Netzwerk des Projekts „Heimaten“ gehören. Dabei sind unter anderem der Verein Schwarzer Frauen in Deutschland, ADEFRA, das Festival „ausARTen“, das „die radikale Vielfalt der postmigrantischen Stadt München feiert“, das internationale Literatur-Festival „globale“ aus Bremen und Bremerhaven, die Stadt Chemnitz als europäische Kulturhauptstadt 2025 und die KZ-Gedenkstätte Mittelbau Dora. Neben Vereinen und Institutionen in Deutschland sind Gruppen aus Österreich und der Schweiz dabei. „Eine spannende Mischung mit vielen Selbstvertretungen migrantischer Gruppen, aber auch Minderheiten, die lange in Deutschland leben, etwa der jüdischen Minderheit“, sagt Laubinger.

„Heimaten“ bedeutet, dass Menschen und Gruppen zwar aus unterschiedlichen Positionen auf die Vergangenheit schauen, weil ihre Geschichte(n) sich unterscheiden. Aber sie teilen die Gegenwart und schauen gemeinsam in die Zukunft – oder die vielen denkbaren Zukünfte. Vermittelt werden diese Ideen durch Erzählungen oder wissenschaftliche Vorträge, aber vor allem durch Kunst. Den „künstlerischen Formen kommt eine besondere Rolle zu, weil sie Anordnungen erlauben, die der Realität voraus sind und Übersehenes sichtbar machen können“, heißt es auf der Homepage.
Aktionen laufen 2025 – das Format ist offen
Gestartet ist das Projekt, das von der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth (Grüne) gefördert wird, im September 2024 mit einer Auftaktveranstaltung in Berlin, es setzt sich bis 2027 fort. Zurzeit laufen Veranstaltungen vor allem in Berlin. Aber auch die Projektpartner sind gefordert, eigene Angebote beizusteuern.
„Was genau wir machen, haben wir noch nicht entschieden“, sagt Kelly Laubinger. Inhaltlich soll es um die Themen Rassismus und Identität gehen, „also die zentralen Fragen, mit denen wir uns ohnhin befassen“. In welcher Form, ob als Ausstellung, Lesung, Videoprojekt oder ganz anders, sei noch nicht entschieden. Die Aktion findet im Lauf des Jahres 2025 statt.