Eine Ausstellung für alle.
Vor 25 Jahren wurde aus einer ehemaligen Postsortieranlage die Stadtgalerie Kiel. Gegründet wurde sie jedoch bereits 1988 und war zuvor im Sophienhof untergebracht. Die aktuelle Ausstellung zeigt ausschließlich Werke, die seit dem Umzug in die neuen Räume aufgenommen wurden: Werke, die die Landeshauptstadt angekauft, geschenkt bekommen oder in Auftrag gegeben hat.
Eine Auswahl dieser Arbeiten ist nun unter dem Titel Unsere Kunst – Eure Kunst im Rahmen einer Jubiläumsausstellung öffentlich zu sehen. Der Titel ist bewusst gewählt: Die Werke befinden sich im Besitz der Stadt und somit im Eigentum ihrer Bürger:innen. Kunst im öffentlichen Besitz sollte auch öffentlich zugänglich sein – nicht im Depot lagern, sondern sichtbar werden. Das findet auch die Stadtgalerie!


Von damals bis heute – und darüber hinaus
Die Sammlung reicht von der Klassischen Moderne bis zu zeitgenössischen Positionen und aktuellen künstlerischen Tendenzen. Zu finden sind Werke aus der Heinrich-Ehmsen-Stiftung aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Heinrich-Ehmsen-Stiftung bewahrt das Werk des in Kiel geborenen Malers Heinrich Ehmsen und zeigt es in wechselnden Ausstellungen in der Stadtgalerie Kiel. Die Werke sollen nicht nur zugänglich gemacht werden, sondern auch mit zeitgenössischer Kunst im Dialog stehen.
Ebenfalls werden Werke der aktuellen Preisträger:innen des Gottfried-Brockmann-Preises gezeigt. Der Gottfried Brockmann Preis ist der einzige Kunstpreis der Landeshauptstadt Kiel und wird alle zwei Jahre an junge Künstler:innen unter 35 vergeben, die ein besonders vielversprechendes Entwicklungspotenzial zeigen. Der Preis ist unter anderem eine Ausstellung in der Stadtgalerie Kiel. Einer der Künstler, Mateusz Dworczyk, Preisträger von 2023, beschäftigt sich in seiner Arbeit mit Künstlicher Intelligenz. Er setzt sich unter anderem kritisch mit der Entkörperlichung des Menschen im digitalen Zeitalter auseinander. Mateusz Dworczyk erstellt KI-Kunst, die auf den ersten Blick menschlich wirkt. Die Formen sind von Haut überzogen, die realistisch erscheint. Die Formen selbst entziehen sich jedoch dem Menschlichen. So entsteht ein spannender Kontrast zwischen Vertrautem und Fremdem.
Die Werke zeigen, dass es sich bei der Sammlung nicht um ein historisches Archiv handelt, sondern um ein lebendiges Abbild gegenwärtiger Fragestellungen und Perspektiven. Zugleich wird der Raum auch für Zukunftsgedanken und weitere gesellschaftliche Entwicklungen geöffnet.
Verbindungen schaffen

Eine Verbindung zwischen der vorherigen Ausstellung, Ein Funke im System, und der aktuellen Sammlungspräsentation schafft Beate Gütschow, derzeit mit einem Lehrauftrag an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel.
Beate Gütschow greift die Figur Kilian auf, eine überlebensgroße Bronzestatue vor dem Nordelbischen Kirchenamt, die unter anderem als Symbolfigur Kiels gilt. In ihrer Arbeit platziert sie Kilian inmitten von Energydrinks und Sportschuhen auf einen Festtagswagen und übersetzt das historische Bild in eine popkulturelle Bildsprache mit lokalem Bezug.
Kunst als Resonanzraum gesellschaftlicher Themen
Dass Kunst gesellschaftlich und politisch wirksam sein kann, zeigt sich deutlich in mehreren Positionen der Ausstellung. Filip Markiewicz etwa stellt in seiner Zeichnung Capital Fox (2015) eine Fuchsfamilie dar, die ein Tier auseinandernimmt, in deren Zentrum das Wort „CAPITAL“ steht: als eine subtile Auseinandersetzung mit kapitalistischen Strukturen.
Marja Helander, eine samische Künstlerin, thematisiert im Video Birds in the Earth (2018) die Widersprüche von Tourismus in indigenen Lebensräumen. In ihrem Film werden zwei Tänzerinnen gezeigt, die durch die Wälder des Samischen Landes tanzen. Die Reise endet beim Parlament in Helsinki.
Ein Plädoyer für Sichtbarkeit
Die Stadtgalerie macht derzeit Teile der Kieler Sammlung öffentlich zugänglich. Sie übernimmt diese Aufgabe, da die Kunsthalle Kiel bis 2028 wegen Sanierungsarbeiten geschlossen bleibt. Um den Ausfall zu überbrücken, öffnet die Stadt ihre Sammlung und zeigt, was eigentlich allen gehört, ganz im Sinne demokratischer Teilhabe. Die Ausstellung betont dabei gezielt den Umfang und die Qualität des Bestands.
Unsere Kunst – Eure Kunst ist daher nicht nur eine Sammlungspräsentation, sondern auch ein Statement: für den Wert öffentlicher Kunst, für kulturelle Teilhabe und für die Notwendigkeit, dieser Kunst den Raum zu geben, den sie verdient.

Die Ausstellung ist noch bis zum 25.05.2025 in der Stadtgalerie Kiel zu sehen.
Öffnungszeiten:
Dienstag, Mittwoch & Freitag 10-17 Uhr, Donnerstag 10-19 Uhr, Samstag & Sonntag 11-17 Uhr