Gut Wahlstorf im Kreis Plön: Kultur und Natur im Einklang

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„Gut Wahlstorf hat eine magische Atmosphäre. Die Landschaft und die Natur hier, in die das Gut eingebettet ist, sind zauberhaft. Ich liebe diesen Ort“, schwärmt Louise von Plessen. Sie beschreibt, wie sich auf dem Grundstück mit den uralten Bäumen immer wieder neue Blickachsen auf die Schwentine entdecken lassen. Sie würden einem das Gefühl von Weite vermitteln. Diese Weite spiegele sich auch im Innern des Gutshauses wider: Die ostasiatische Sammlung ihres Ugroßonkels Victor Baron von Plessen stehe für Weite für den Geist.

Louise von Plessen kennt das Gut seit ihrer Kindheit

Kein Wunder, dass Louise von Plessen ins Schwärmen gerät, wenn sie über Gut Wahlstorf spricht: Die 33-Jährige kennt die historische Anlage seit ihrer Kindheit, auch wenn sie selbst nie hier gewohnt hat. Die im Herbst 2020 verstorbene Baronin Dr. Victoria von Plessen war eine Tante von ihr, bis heute kommt Louise von Plessen unter anderem zum Reiten regelmäßig hierher.

Allerdings hat sie aktuell kaum Muße, um die Magie des Ortes zu genießen: Gemeinsam mit Schloss Gottorf ist in der dortigen Reithalle voraussichtlich für Ende nächstes Jahres eine multimediale Ausstellung über die Sammlung von Victor von Plessen geplant. Von seinen zahlreichen Forschungsreisen nach Südostasien hat Victor von Plessen unter anderem Holzplastiken und Masken aus Borneo und Bali mitgebracht, außerdem sowohl japanische als auch chinesische Fayencen. Louise von Plessen kuratiert die Sonderausstellung mit Malerei, Fotografien, Schriftstücken und Filmen mit. Das bedeutet derzeit vor allem eins für die die junge Frau, die Kulturmanagement und Kunstgeschichte in Berlin studiert hat: viel Arbeit.

Kulturelle Bedeutung über die Landesgrenzen hinweg

Louise von Plessen im Eingangsbereich von Gut Wahlstorf. Foto: Jeanette Nentwig

Gemeinsam mit Donata zu Ysenburg, die seit 2021 auf Gut Wahlstorf lebt und im Auftrag der Plessen-Stiftung dort unter anderem als Kastellanin („Das ist so etwas wie eine Burgwärterin“) wirkt, kümmert sie sich um die Aufarbeitung des Archivs und schaut, welche Gemälde und Objekte aktuell restauriert werden müssen. „Den Horizont erweiternd, Grenzen überschreitend, transkulturell – all das ist Gut Wahlstorf“, so Louise von Plessen.

Sie alle gemeinsam mit der Stiftung würden sich wünschen, dass dieses Zusammenspiel aus Ort, Natur und Nachlass von Victor von Plessen als Einheit erhalten bleibt und für die Zukunft gesichert wird. Denn dieses kulturelle Erbe reiche mit seiner Bedeutung weit über die Landesgrenzen hinaus. „Aber dafür brauchen wir auch ein wirtschaftliches Fundament und Anerkennung auf der kulturpolitischen Ebene“, fordert Louise von Plessen. Leider seien bisherige Versuche, Fördermittel von Bund und Land für die Sanierung der Gebäude sowie für Kulturprojekte zu erhalten, bislang noch nicht erfolgreich gewesen. Von der gemeinsamen Ausstellung in Kooperation mit Schloss Gottorf verspricht sie sich nicht nur viel Aufmerksamkeit und das Interesse der Öffentlichkeit, sondern auch eine entsprechende Signalwirkung in Richtung Politik.

Von A wie Akquise bis Z wie Zuschließen

Der Erhalt sowohl der verschiedenen Gutsgebäude als auch der Sammlung des Forschungsreisenden, Ornithologen, Filmproduzenten, Schriftstellers und Malers Victor von Plessen (1900–1980) kostet viel Geld. Deswegen kümmert sich Donata zu Ysenburg im Auftrag der Plessen-Stiftung um „das Beleben, Hegen und Pflegen“ von Gut Wahlstorf. Dabei reicht die Bandbreite ihrer Tätigkeiten von A wie Akquise von Fördermitteln bis Z wie Zuschließen der Türen am Abend. „Es ist für mich eine riesengroße Freude, dass ich dem Ganzen hier Farbe, Frische und Leben einhauchen darf“, freut sich die 55-Jährige.

Donata zu Ysenburg – links das Herrenhaus und rechts hinter ihr die historische Weizenscheune. Foto: Jeanette Nentwig

Historische Filme, neu aufbereitet

Derzeit laufen ihre Vorbereitungen für die neue Veranstaltungssaison auf Hochtouren. Start ist am 31. Mai mit einer Filmpremiere: Gezeigt wird der Dokumentarfilm „Die Kopfjäger von Borneo“ aus dem Jahr 1936 – und zwar in der neu restaurierten Originalfassung, was seit der Uraufführung 1936 in Berlin nicht möglich gewesen war. Das Besondere an diesem Film: Er wurde, mitten im Dschungel von Borneo, in enger Zusammenarbeit mit den indigenen Dayak und Punan entwickelt und gedreht. Dabei handelt es sich um eine Geschichte im Stil von Romeo und Julia: Die Handlung kreist um die Feindschaft zwischen zwei Dörfern. Dieser Film entstand als zweite Zusammenarbeit von Regisseur Friedrich Dalsheim und Victor Baron von Plessen als Expeditionsleiter und Co-Produzent.

Einen Tag später, am 1. Juni, flimmert dann „Die Insel der Dämonen“ (1933) über die Leinwand in der historischen Weizenscheune. Bei diesem ethnographischen Dokumentarfilm mit Spielfilmhandlung handelt es sich um die erste Zusammenarbeit von Victor von Plessen mit Friedrich Dalsheim. Auch dieser Film wurde gemeinsam mit einer balinesischen Dorfgemeinschaft entwickelt und gedreht. Highlight sind unter anderem Aufnahmen der traditionellen balinesischen Tänze mit Originaltonaufnahmen. Beide Filme waren im Jahr 2012 von Victoria Baronin von Plessen der Deutschen Kinemathek Berlin gestiftet worden, wo sie restauriert und digitalisiert wurden.

Lektüre-Sammlung zu Victor von Plessen. Foto: Jeanette Nentwig

Zu den weiteren Programm-Highlights in diesem Jahr gehört der „Benefiz-Musiktag“ am 12. Juli: Dann gibt es nicht nur jede Menge Musik-Programm wie  Familienkonzert, Kammerkonzert und Salonkonzert, sondern auch ein Picknick auf der Gutswiese. Die Einnahmen aus dem Verkauf der Karten sowie der Spendengelder fließen allesamt in den Erhalt der historischen Gebäude.

„Ein Ort mit einer ganz besonderen Energie“

„Eine Naturoase mit schon fast mystischen Einflüssen durch die vielen interessanten Lebensläufe der Menschen, die hier einst lebten und die durch ihre Reisen gleichzeitig auch am anderen Ende der Welt unterwegs waren – das ist es, was Gut Wahlstorf zu einer echten Perle macht“, schwärmt Donata zu Ysenburg. Sie lebt gerne hier, an diesem „Ort mit einer ganz besonderen Energie“, auf Schritt und Tritt begleitet von ihren beiden Hunden Laila und Lilli sowie Vincent, dem Hund einer Untermieterin auf Gut Wahlstorf. Und genau wie Louise von Plessen ist auch sie fasziniert davon, wie hier die Natur, die Historie und die Einladung, über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen, Hand in Hand gehen.

Tierisch schöne Aussichten für Lilli, Layla und Gasthund Vincent – von links. Foto: Jeanette Nentwig

Gleichzeitig ist es ihr ein persönliches Herzensanliegen, das Gut auch wieder zum Mittelpunkt der Gemeinde Wahlstorf zu machen: So wurde beispielsweise im vergangenen Jahr die 800-Jahrfeier von Wahlstorf mit einem großen Fest auf dem Gutsgelände gefeiert. Und auch wenn angesichts des Frühlings im Moment niemand an den kommenden Winter denken mag: Donata zu Ysenburg plant bereits gemeinsam mit der Gemeinde schon die Weihnachtszeit – vom plattdeutschen Krippenspiel samt Weihnachtsmarkt über Märchen für Kinder bis zum Gottesdienst am 24. Dezember in der historischen Weizenscheune.

Weitere Informationen auf der Website von Gut Wahlstorf.

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