„Dranbleiben!“. Ein Stipendium für die dokumentarische Spurensuche

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Mit dem neuen Kurt-Denzer-Stipendium wird in Schleswig-Holstein ab Sommer 2025 ein Bereich gefördert, der im dokumentarischen Filmschaffen häufig unterrepräsentiert ist: die Recherche. Angesiedelt beim Drehbuchpreis Schleswig-Holstein, bietet das Stipendium fünf Monate lang 1.000 Euro monatlich für dokumentarische Kurzfilmprojekte ausdrücklich in der Phase vor Produktion. Ergänzt wird die finanzielle Unterstützung durch ein projektbezogenes Coaching.

Die Förderung richtet sich an Filmschaffende mit Wohnsitz in Schleswig-Holstein, die bereits eigenständig einen Film realisiert haben. Thematische oder formale Vorgaben gibt es nicht – entscheidend ist ein dokumentarischer Zugang und eine schlüssige Projektidee. Die Bewerbung besteht aus einem Exposé, Bildmaterial und einem dreiminütigen Pitchvideo. Ausgewählt wird jährlich ein Projekt. Träger ist der Verein Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.

Individuelle Betreuung, formale Offenheit

„Wir wollen keine Formatvorgaben machen“, sagt Christian Mertens, Leiter des Drehbuchpreises Schleswig-Holstein und Mitinitiator des Stipendiums. „Ob mit Fotografie, Animation oder klassischer Kamera gearbeitet wird, wichtig ist ein reflektierter, dokumentarischer Blick auf die Wirklichkeit.“ Auch ein Wechsel des formalen Konzepts im Laufe der Förderung sei möglich. Die begleitenden Coaches unterstützen die Recherche sowohl inhaltlich als auch organisatorisch, etwa bei Fragen der Rechteklärung oder der dramaturgischen Strukturierung.

„Dranbleiben!“: Denzers Haltung als Vermächtnis

Der Namensgeber Kurt Denzer (1939–2021) war nicht nur Filmemacher, sondern auch Lehrer, Festivalgründer und jahrzehntelanger Mentor für Nachwuchsfilmschaffende im Land. Er realisierte dokumentarische Arbeiten mit kulturhistorischem und archäologischem Fokus. So zum Beispiel eine vielfach ausgezeichnete Reihe über das frühmittelalterliche Haithabu. Denzer verband akribische Recherche mit erzählerischem Mut. Sein dokumentarisches Prinzip lautete:

„Die Grundlage des dokumentarischen Arbeitens ist immer die intensive Recherche. Da kann man auch mal der falschen Fährte folgen – aber das ist egal – wenn Du was zu erzählen hast, dann musst Du dranbleiben!“

Für seine Witwe, Dr. Stephanie Denzer, ist das Stipendium eine logische Fortsetzung dieser Haltung. „Dass nun genau diese Phase gefördert wird, hätte ihm gefallen.“

Ein struktureller Baustein

Das Stipendium ergänzt die bestehenden Filmförderangebote im Land. Es richtet sich an professionell arbeitende Filmschaffende unabhängig vom Alter. Für die Pilotphase ist eine jährliche Vergabe vorgesehen. Die Bewerbungsfrist für die erste Runde endet am 10. Oktober 2025. Alle Informationen erhalten Sie auf der Website des Drehbuchpreises Schleswig-Holstein.

„Wir wollen dokumentarisches Erzählen im Land stärken“, so Mertens. „Mit mehr Zeit, mehr Tiefe und mehr Rückenwind am Anfang.“


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