Zwei Namen, die in der Denkmalpflege Schleswig-Holsteins seit Jahrzehnten Gewicht haben: Ursula Lins und Uta Lemaitre sind am 17. Mai 2025 im „Haus des Kurgastes“ in Bad Malente mit dem Dr.-Hartwig-Beseler-Preis ausgezeichnet worden. Vergeben vom Denkmalfonds Schleswig-Holstein, würdigt die Auszeichnung das außergewöhnliche Lebenswerk der beiden Restauratorinnen, die seit vier Jahrzehnten unter dem Namen „Restauratorenteam Schleswig“ tätig sind.
Der Schleswiger Dom als Lebensaufgabe
Ihr Wirken konzentriert sich seit 1985 insbesondere auf den St.-Petri-Dom in Schleswig – und dort vor allem auf ein Werk, das zum Symbol ihres Schaffens geworden ist: das monumentale Bordesholmer Retabel von Hans Brüggemann. Diese komplexe spätgotische Altararbeit mit ihrer filigranen Architektur und über 400 Figuren restaurierten Lins und Lemaitre nicht nur mit handwerklicher Präzision, sondern auch mit tiefem Respekt vor dem historischen Objekt. Die regelmäßige Pflege dieses Werkes, das als größtes mittelalterliches Kunstwerk Schleswig-Holsteins gilt, begleitet sie bis heute.
Doch ihr Wirken geht weit über ein einziges Projekt hinaus. Kirchen in Medelby, Gettorf, Keitum oder Witzwort, Museen wie das Schloss Gottorf oder das Nissenhaus in Husum, zahlreiche Gemälde, Skulpturen und Epitaphien: Überall finden sich Spuren ihrer sorgfältigen Arbeit. Die Restauratorinnen dokumentieren akribisch, was sie tun. Farbaufträge, Alterungsspuren, Schädlingsbefall, Restaurierungsgeschichte – all das wird erfasst und in Berichten festgehalten, die mittlerweile ein unverzichtbares Archiv bilden.
Erste Generation akademisch ausgebildeter Restauratorinnen
Beide begannen ihre Ausbildung in Westfalen und gehörten in den 1980er Jahren zur ersten Generation akademisch ausgebildeter Restauratorinnen auf Hochschulniveau in Deutschland, wie Prof. a. D. Dr. Uwe Albrecht in seiner Laudatio, vorgetragen von Dr. Jörg Rosenfeld, schrieb. Während Lins in Stuttgart diplomierte, spezialisierte sich Lemaitre in Kiel und der Schweiz weiter – ihre Wege führten früh zusammen, ihre Zusammenarbeit wuchs zu einer langjährigen Partnerschaft auf Augenhöhe.

Preis steht stellvertretend für viele Restauratorinnen und Restauratoren
In ihrer Dankesrede zeigten sich die Preisträgerinnen nicht nur gerührt, sondern auch bewusst über die Bedeutung ihres Berufes – und der Tatsache, dass ihr Preis stellvertretend für viele Restauratorinnen und Restauratoren stehe, die oft im Verborgenen arbeiten. Sie erinnerten sich an ihre Anfangsjahre, in denen sie als junge Absolventinnen vor dem Brüggemann-Altar standen und zweifelten: „Schaffen wir das?“ Die Antwort gaben sie über vier Jahrzehnte hinweg mit Taten.
Mit ihrem Engagement zeigen Lins und Lemaitre, dass Restaurierung mehr ist als handwerkliche Leistung. Sie ist Verantwortung, Forschung, Vermittlung – und auch ein gesellschaftlicher Dienst. In der Zusammenarbeit mit Denkmalämtern, Kirchengemeinden und Wissenschaftlern wurden sie zu festen Größen in der norddeutschen Denkmalpflege. Neben ihrer Tätigkeit im Atelier engagieren sich beide auch öffentlich: Ursula Lins etwa als Vorsitzende des St.-Petri-Domvereins und im Kirchengemeinderat.
Ein Teil des Preisgeldes soll der anstehenden Restaurierung zweier barocker Silberleuchter aus dem Jahr 1655 zugutekommen – ein weiteres Zeichen dafür, wie ernst die Preisträgerinnen ihre Rolle als Bewahrerinnen der Geschichte nehmen.
Mit dem Dr.-Hartwig-Beseler-Preis wird nicht nur ein Team, sondern auch ein Ethos geehrt: Respekt vor dem Bestehenden, der Wille zur Weitergabe und die Geduld, mit der man den Dingen ihr Recht lässt. Oder, wie es die Preisträgerinnen selbst sagen: „Wir sind Überzeugungstäterinnen – und können andere mit unserer Begeisterung anstecken.“