Mitte November entfernten Unbekannte ein Pride-Banner, das am Kesselhaus der Muthesius Kunsthochschule in Kiel befestigte war und ersetzten es durch eine Deutschlandfahne. Die Tat, die als gezielter Angriff auf queeres Leben und die Werte der Kunsthochschule gewertet wird, hat bundesweit Kritik ausgelöst. Die Polizei hat sowohl die Fahne als auch das Banner sichergestellt und untersucht beide auf Spuren.
Am Sonntag nach der Tat versammelten sich rund 500 Menschen zu einer Solidaritätskundgebung im Innenhof der Kunsthochschule. Mit der Projektion des Pride-Banners auf den Altbau der Hochschule setzten die Studierenden und Unterstützer*innen ein starkes Zeichen für eine queerfreundliche und antifaschistische Gesellschaft. Zu den Unterstützern zählten auch der Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer und Prof. Dr. Björn Christensen, Sprecher der Landesrektorenkonferenz Schleswig-Holstein, die ankündigten, in dieser Woche Pride-Banner am Kieler Rathaus und an der Fachhochschule Kiel zu hissen.
In einem emotionalen Statement verurteilten die Studierenden der Muthesius Kunsthochschule die Tat als Einschüchterungsversuch: „Die Flagge ist das größte und sichtbarste Zeichen von queerem Leben in der Stadt. Ein Anschlag darauf soll allen queeren Menschen in Kiel Angst einjagen.“ Sie betonten jedoch ihre Entschlossenheit, sich nicht einschüchtern zu lassen: „Wir sind eine starke Gemeinschaft und werden umso lauter antworten.“

Arne Zerbst, Präsident der Muthesius Kunsthochschule, sprach von einem „unerträglichen Angriff auf queeres Leben und die Hochschulgemeinschaft“. Er versprach, dass das Progress-Pride-Banner weiterhin am Kesselhaus hängen werde: „Wir lassen uns nicht einschüchtern: Keine Toleranz gegenüber der Intoleranz!“ Der Vorsitzende des Hochschulsenats, Prof. Oswald Egger, betonte die Notwendigkeit eines geschlossenen Widerstands gegen die hinter der Tat stehenden Ideologien.
Das Pride-Banner, eine Weiterentwicklung der Regenbogenfahne, steht für Vielfalt und die Rechte marginalisierter Gruppen wie People of Color, Trans- und Intersexuelle sowie Menschen mit HIV/AIDS. Es gilt auch als Zeichen gegen Rassismus und wurde seit Februar 2023 am Kesselhaus der Kunsthochschule gehisst. Informationen zur Geschichte und Entwicklung der Regenbogenfahne zum Pride-Banner finden Sie zum Beispiel in diesem Artikel auf utopia.de.
Als Reaktion auf die Tat plant die Kunsthochschule Maßnahmen, um das Pride-Banner besser vor Vandalismus zu schützen und die Studierenden in ihrer Sichtbarkeit und Sicherheit zu stärken. Die Kommission für Gleichstellung und Diversität sowie das Präsidium arbeiten an zusätzlichen Beratungsangeboten und Empowerment-Programmen für die Hochschulgemeinschaft.