Das Warten auf Weihnachten kann beginnen. Der längste Adventskalender der Welt hat sich wieder herausgeputzt und darf betreten werden. Auf über 77 Metern Länge und zwei Etagen bietet das historische Packhaus am Tönninger Hafen auf der Halbinsel Eiderstedt ein Weihnachtserlebnis vom Feinsten und schaffte damit sogar einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde. Ab Samstag, den 30. November, finden täglich wechselnde Veranstaltungen statt . Doch erst wenn es dunkelt, entfaltet sich der Zauber der Vorweihnachtszeit im Hafengebiet vollends.

Damit das Tönninger Weihnachtsereignis auch in diesem Jahr zu einem bleibenden Erlebnis wird, war bereits seit Anfang Oktober viel zu tun. So organisierten, gestalteten, schmückten, zimmerten und räumten die Aktiven des Fördervereins Tönninger Packhaus Seite an Seite mit den Tourist- und Freizeitbetrieben, dem Bauhof, Vereinen, Institutionen und vielen weiteren ehrenamtlich Helfenden zwei Monate lang. Weihnachtsbäume, Tannengirlanden und Tannenzöpfe wurden mit Kugeln und Lichterketten versehen. Aus Lichternetzen entstand ein glitzernder Himmel auf beiden Speicheretagen, und auch der glänzendrote Kugelkranz wird wieder zum Blickfang im Treppenaufgang werden.
Auf insgesamt 2.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche bieten an vier Adventswochenenden über 100 regionale und überregionale Kunsthandwerkende ihre Waren zum Kauf an. Das Angebot ist vielfältig und wechselt von einem zum nächsten Wochenende. Kunst aus Treibholz, Glas und Tafelsilber steht ebenso im Angebot wie Adventskränze, Friesenbäume, Baumschmuck und noch vieles mehr. „Das Staunen in den Gesichtern der vielen Gäste macht mich glücklich und stolz“, beteuert der erste Vorsitzende des Fördervereins Tönninger Packhaus, Manfred Borowski.
Für das leibliche Wohl wird es wie jedes Jahr ein Café im Erdgeschoss des Packhauses geben, dessen Erlös dem Tönninger Vereinsleben zu Gute kommt. Wobei das Tortenangebot diesjährig erstmals weniger breit gefächert sein wird, was dem Leitfaden für Veranstalter der EU-Vorgaben geschuldet ist. Demnach musste zwingend ein alternativer Ort für die Herstellung der Torten gefunden werden, wenn das Café-Angebot weiter bestehen bleiben sollte. Bisher war es allgemein üblich gewesen, dass Ehrenamtliche in ihren heimischen Küchen backten. „Wir brauchen pro Tag 60 Torten, also 120 an einem Adventswochenende“, berichtet die Tönninger Tourismusdirektorin Monika Rulle. Dieses führte zu anfänglichem Kopfzerbrechen des Organisationsteams, konnte jedoch glücklicherweise gelöst werden. Zu diesem Zweck stellen die zwei Tönninger Schulen ihre Schulküchen zur Verfügung, die den Dezember über zu Tortenbackstuben werden. Die Einkehr im weihnachtlich geschmückten Packhaus-Café ist somit gesichert. “Wir hoffen, dass uns möglichst viele Leute mit ihrer Anwesenheit bereichern und mit ihrem Hunger und Durst unterstützen“, sagt die Tourismusdirektorin.
Nach Gaumenschmaus folgt Ohrenschmaus. Regionale Chöre garnieren das adventliche Geschehen mit ihren maritimen und weihnachtlichen Liedern.

So schillernd wie an diesen Adventswochenenden ging es im Packhaus jedoch nicht immer zu. Erbaut als Speicher mit gigantischen Ausmaßen im Jahr 1783, war es einst eines der größten Gebäude an der Küste, bot Lagerflächen und war Warenumschlagplatz am Schleswig-Holstein-Kanal. Hier war schwere Arbeit an der Tagesordnung. Zwei Jahrzehnte später fungierte das Packhaus als Ausweichhafen für Hamburg, während der Elbblockade. Als der Nord-Ostseekanal eröffnet wurde, geriet das Lagerhaus ins Hintertreffen und verlor an Bedeutung. Es wurde ruhig um das historische Gebäude, bis es Anfang der 2000er-Jahre aus seinem Dornröschenschlaf erweckt wurde. Wissenswertes zur Stadtgeschichte von Tönning gibt es in der Ausstellung im Obergeschoss des Packhauses zu erfahren. Selbstverständlich wird auch der Weihnachtsmann, alias Uwe Fricke vom Förderverein, an den Adventswochenenden am Packhaus unterwegs sein. Doch aufgepasst! Bevor es für Kleine oder Große eine Leckerei aus dem Weihnachtssack gibt, ist das Aufsagen eines Gedichts erforderlich.
Danach wird es Zeit für einen Spaziergang durch die weihnachtlich in Szene gesetzte Stadt. „Tönning hat viele schöne Plätze zu bieten, so dass es schwer ist, sich auf einen bestimmten Platz festzulegen“, sagt Bürgermeisterin Dorothe Klömmer und gibt preis, dass sie es liebt, vom historischen Hafen über den Schlosspark und anschließend an der Eider entlang bis hin zum Badestrand zu spazieren. Dort die Natur, die Atmosphäre und den weiten Blick in Richtung Nordsee zu genießen. Es gibt also einiges zu entdecken. Wie zum Beispiel die festlich beleuchtete hölzerne Fußgänger Klappbrücke, deren Lichter sich im Hafenbecken spiegeln. Sie lädt geradezu ein, sie zu überqueren.

Der Spaziergang Richtung Marktplatz führt am Schlosspark entlang. Zwar steht hier schon lange Zeit kein Schloss mehr, jedoch kann beim Schlendern entlang des Schlossgrabens ein schwimmendes Modell bewundert werden.

Am historischen Markplatz angekommen, ist der achteckige Sandsteinbrunnen mit Kronenaufbau schon von Weitem zu sehen, denn auch er hüllt sich in Weihnachtsglanz. Dahinter thront die St. Laurentius Kirche, deren Turm mit 62 Metern Höhe einer der höchsten in Schleswig-Holstein ist. „Hier sind wir fernab von Jubel und Trubel. Gerade die Kirche ist in diesen Tagen der absolute Gegenpol zum Packhaus“, sagt Tourismusdirektorin Monika Rulle. Wem also nach allem Adventsgestöber der Sinn nach einer Portion Ruhe steht, der begebe sich einfach für eine Weile in die St. Laurentius Kirche und lasse den Tag ausklingen.