Eine neue Studie zum ökonomischen Beitrag der deutschen Museumslandschaft zeigt: Museen sind weit mehr als kulturelle Leuchttürme – sie sind Wirtschaftsmotoren. In Schleswig-Holstein, wo die Museumslandschaft kleinteilig und regional verwurzelt ist, liefern die Häuser nicht nur kulturellen Mehrwert, sondern sorgen auch für beachtliche wirtschaftliche und touristische Impulse.
Schleswig-Holstein im Detail – Wirtschaftskraft trotz kleiner Budgets
Mit 238 Museen und einer Gesamtinvestition der öffentlichen Hand von 150 Millionen Euro zählt Schleswig-Holstein zu den Ländern mit den geringeren absoluten Fördersummen. Dennoch sind die Effekte beachtlich:

Der Return on Investment liegt bei 1,63 Euro pro investiertem Euro – nur geringfügig unter dem Bundesdurchschnitt von 1,70 Euro. Rund 65 Prozent der eingesetzten öffentlichen Gelder fließen über Steuern und Abgaben zurück.
Die Museumslandschaft ist geprägt von kleinen Häusern mit starkem regionalem Bezug – vom Schifffahrtsmuseum in Flensburg bis zu lokalen Heimatmuseen in der Probstei oder auf den Inseln. Gerade diese Vielfalt macht das Land für Kultur- und Geschichtsinteressierte attraktiv.
Der touristische Hebel – Museen als Reiseanlass
Die Studie zeigt, dass Museen bundesweit eine enorme touristische Wirkung entfalten. Begleitende Ausgaben von Besucherinnen und Besuchern – etwa für Übernachtungen, Gastronomie, Mobilität oder Shopping – generierten 2023 zusätzliche 13,8 Milliarden Euro Wertschöpfung. Daraus entstanden:
- Einkommenseffekte: 10,4 Mrd. €
- Kaufkrafteffekte: 3,9 Mrd. €
- Fiskaleffekte: 5,7 Mrd. € Rückflüsse in öffentliche Haushalte
- Beschäftigungseffekte: rund 180.000 Vollzeitstellen
Rechnet man diese Effekte mit ein, bringt jeder investierte Euro in Museen weitere 2,40 Euro Wertschöpfung allein aus touristischen Ausgaben.
Für Schleswig-Holstein, mit seiner Kombination aus Küstenlandschaften, Ferienorten und kulturellen Highlights wie dem Multimar Wattforum in Tönning oder dem Wikinger Museum Haithabu, dürfte der touristische Hebel besonders relevant sein. Zwar weist die Studie keine länderspezifischen Tourismuszahlen aus, doch gerade hier liegen ungenutzte Potenziale – etwa durch die stärkere Vermarktung musealer Angebote im Zusammenspiel mit dem Küstentourismus.
Bundesweiter Vergleich – strukturelle Unterschiede zählen
Deutschlandweit flossen 2023 5,6 Milliarden Euro öffentliche Mittel in Museen. Das Ergebnis: 9,4 Milliarden Euro direkte, indirekte und induzierte Wertschöpfung – plus die erwähnten 13,8 Milliarden Euro aus touristischen Ausgaben.
Die größten Investitionssummen verzeichnen Bayern, Berlin und Baden-Württemberg; Schleswig-Holstein bewegt sich mit 150 Millionen Euro am unteren Ende. Dennoch ist der ROI fast überall ähnlich hoch, unabhängig von der Größe des Bundeslandes – ein Beleg für die Grundstabilität des Kultursektors.

Schleswig-Holstein muss den Museumstourismus stärker spielen
Die Zahlen sind eindeutig: Auch in Schleswig-Holstein lohnen sich Investitionen in Museen wirtschaftlich – und sie zahlen sich doppelt aus, wenn der touristische Aspekt mitgedacht wird. Kleine Häuser mit hohem regionalem Profil bieten ideale Anknüpfungspunkte, um Kultur und Tourismus stärker zu verzahnen.
Für die Kultur- und Tourismuspolitik ergibt sich daraus eine klare Strategie: Museen nicht nur als kulturelle Pflichtaufgabe begreifen, sondern als zentralen Standortfaktor für Wirtschaft und Fremdenverkehr. Wer hier investiert, stärkt Arbeitsplätze, steigert die Wertschöpfung und bindet Besucher langfristig an die Region.
Lesen Sie auch den 1. Teil Museen: Teuer und verzichtbar oder wirtschaftlicher Motor mit Milliardenwirkung?
Quelle: Der ökonomische Fußabdruck von Museen / Das sichtbare Kapital. Studie zu den ökonomischen Wirkungen der Museumslandschaft in Deutschland. Eine Studie des Instituts für Museumsforschung, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin in Zusammenarbeit mit ICG Integrated Consulting Group.
In der Folge 3 beschäftigt sich das Kulturkanal-Team mit der wirtschaftlichen Rolle von Kultureinrichtungen in Schleswig-Holstein – im Spannungsfeld zwischen touristischer Attraktivität, pandemiebedingter Erholung und struktureller Konkurrenz zur Freizeitwirtschaft. Basis sind die Zahlen des Tourismusbarometer 2024.