Konzertsequenzen: Keimzeit

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Was für ein Sommerabend, wir spazieren „im Wiener-Walzer-Schritt / Kling, Klang – du und ich, die Straßen entlang“, entlang am Flensburger Hafen und hinein in den Hof des Schifffahrtsmuseums. Es ist der 02. August. Keimzeit spielt hier heute – und ja, natürlich habe auch ich unweigerlich diesen Song im Ohr: „Ich steck‘ dir die halbe Tüte Erdnuss-Chips in deinen zuckersüßen Mund / Find‘ dich in einem Comic-Heft wieder, fotografier‘ dich bunt / Graffitis machen graue Wände lebendig / Ich wünschte, ich könnt‘ das auch / […]“. Fast 13.900.000 Klicks verzeichnet „Kling Klang“ aktuell auf Spotify. Aber, wie ich heute Abend erleben darf, ist es mehr als viel zu kurz gegriffen, diese Band auf diesen einen „Hit“ einzudampfen.

Keimzeit, Foto: © Bernd Brundert

Keimzeit nimmt uns mit, und das nicht nur wie im Programmtext angekündigt „von Singapur nach Feuerland“. Keimzeit reist mit uns durch über 40 Jahre Band- und Songgeschichte und nimmt uns mit – dorthin, wo der Boden mit dem Teppich streitet (Der fliegende Teppich), dorthin, wo Großmutter ihre Zigaretten nicht findet (Auf einem Esel ins All), dorthin, wo zwei plus zwei zweiundzwanzig ist (Zweiundzwanzig), ins „Irrenhaus“ oder in „Sommernächte“ (Deine Falten im Gesicht, die stören mich nicht – / aber lüg´ mich nicht an / bitte tu das nicht). In seinem Sprechgesang betont Norbert Leisegang die Konsonanten so schön deutlich, dass es ans Theater erinnert. Ja, man kann sagen: Diese Band erzählt Geschichten. Und das mit einer Wortkunst, die wie freche Poesie daherkommt und mit einer Musik, die eben kein Klingklang ist. Keimzeit hat einen ureigenen Sound und Stil entwickelt. Die sechs Musiker liefern eine gekonnte Mixtur aus vielen guten Zutaten, enorm viel Spielfreude inklusive.

Norbert Leisegang, Foto: © Bernd Brundert

Mit seinem direkten Blick scheint Leisegang jedes einzelne Augenpaar aus dem Publikum zu treffen, es wirkt fast so als ob wir (das Publikum) auf der Bühne stünden. Das ist angenehm verrückt. Später stoße ich auf den Satz von ihm „Mehr als 1000 Leute schafft mein Ausstrahlungsradius überhaupt nicht.“ Uns in Flensburg schafft er mit Keimzeit locker, und zwar unmittelbar. Beschwingt von diesem (übrigens mehr als zweistündigen) Konzert spazieren wir „zurück nach Hause im Wiener-Walzer-Schritt“.

Am 28. September spielt Keimzeit im Riders Café in Lübeck. Was soll ich sagen? Hin da!

Außerdem habe ich mir sagen lassen, dass die Keimzeit-„Heimspiele“ in Potsdam als absolut legendär gelten. Dort gibt´s ein Konzert am 11. Oktober.

Weitere Termine und mehr über Keimzeit gibt es hier: keimzeit.de

02. August 2024: Keimzeit | Schifffahrtsmuseum, Flensburger Hofkultur >> Bilder vom Konzertabend gibt es hier in der Flensburger Hofkultur-Bildergalerie.

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