
Das NS-Regime wollte seinen Tod: 1944 bestieg der Rendsburger Fritz Niemand einen Bus, der ihn mit 50 anderen aus der Pflegeanstalt Hamburg-Langenhorn in die Vernichtungsklinik Meseritz-Obrawalde im heutigen Polen brachte. Die meisten aus dem Transport starben, Fritz Niemand überlebte mit Glück. Doch die Behörden der jungen Bundesrepublik verweigerten ihm die Anerkennung als Opfer. Denn Niemand war psychisch krank, „geisteskrank“, wie es damals hieß. Heute erinnert eine Statue des Künstlers Manfred Sihle-Wissel in Rendsburg an Fritz Niemand und seinen Kampf um Anerkennung.
Der Tau-Stab erinnert an den Bischofsstab
Das kantige Bronze-Denkmal hat die Form des Buchstabens T. Es steht seit 2018 an der Schleswiger Chaussee in Rendsburg vor dem Fritz-Niemand-Haus, einer Wohngemeinschaft für Menschen mit Betreuungsbedarf. „Der Tau-Stab, abgeleitet vom griechischen Buchstaben Tau, ist in der Ostkirche das Symbol der Bischöfe getragen, als Zeichen des Hirten“, sagte der Künstler Sihle-Wissel bei der Einweihung. Auch das ägyptische Henkelkreuz, das Symbol für ewiges Leben, verstecke sich in der Figur.

Fritz Niemand wurde 1915 in Kiel geboren. Nachdem eine Berufsausbildung gescheitert war, meldete er sich 1934 als Rekrut – und geriet in Konflikt mit der strengen Hierarchie. Ein Vorgesetzter schickte ihn ins Marinelazarett. Jahrelang saß er in der „Heil- und Pflegeanstalt Schleswig-Stadtfeld“. Er galt als „gemeingefährlich“, dabei litt er wohl nur unter einer Depression.
Nach dem Krieg kämpfte Fritz Niemand, der in der NS-Zeit zwangssterilisiert wurde, jahrelang um seine Anerkennung als Opfer. Doch seine Anträge scheiterten. Ein bundesdeutsches Gericht bestätigte sogar die vermutlich falsche Diagnose Schizophrenie. Niemand arbeitete in Rendsburg im Kirchenbüro. Erst in den 1980er Jahren erhielt er eine Entschädigung. Er starb 2012.