Bei Bullenkuhlen hätte es fast einen Urknall gegeben. Das zumindest legt ein Spiegel-Artikel aus dem Jahr 2001 nahe. Es ging um die Pläne eines Forschungs-Großprojektes: Ein 33 Kilometer langer Teilchenbeschleuniger-Tunnel des Deutschen Elektronen Synchroton (DESY) von Hamburg-Bahrenfeld bis Westerhorn sollte auch durch Bullenkuhlen verlaufen. Die Wissenschaftler:innen wollten darin zu Forschungszwecken Atome mit nahezu Lichtgeschwindigkeit aufeinanderprallen lassen, um den Urknall zu simulieren. Verwirklicht wurde das Acht-Milliarden-Mark-Projekt offenbar nicht. Der Urknall unter Bullenkuhlen blieb aus.








397 Menschen wohnen in der Gemeinde Bullenkuhlen im Kreis Pinneberg. Sie liegt zwischen Elmshorn und Barmstedt und am historischen Ochsenweg, der von Jütland bis zur Elbe verlief. In Bullenkuhlen – so heißt es – ließ sich mit den Rindern noch einmal rasten. Sie konnten hier trinken und sich in den Kuhlen suhlen – was den Ortsnamen erklären soll. Das Ortswappen nimmt jedenfalls Bezug auf diese historische Deutung: 2004 von Carl Johannes Wichmann entworfen, zeigt es einen Bullenkopf und einen Wellenbalken auf grünem Grund. Eine weitere These zum Ortsnamen nimmt hingegen den Torfabbau in der Region in den Blick: Die Boote, mit denen der Torf abtransportiert wurde, nannte man nämlich auch Bullen. Und in den Kuhlen (Plattdeutsch für Teiche) nahe des Ortes konnten sie wenden, um – mit Torf beladen – über die Krückau zurück in Richtung Elbe zu schippern. Wäre Carl Johannes Wichmann dieser These gefolgt, würde das Ortswappen wohl ganz anders aussehen. Mehr zur Herkunft des Namens finden Sie auf der Website der Gemeinde.
Heute wird das Ortsbild von einer Hochspannungsleitung dominiert. Sie durchtrennt das Dorf von West nach Ost und brachte Brunsbütteler Atomstrom in Richtung Hamburg. Seitdem das Kernkraftwerk 2007 heruntergefahren wurde, kommt der durch Bullenkuhlen fließende Strom vermutlich aus Solar- und Windparks nahe der Elbmündung.
Kommunalpolitisch kann Bullenkuhlen mit einer spannenden Besonderheit aufwarten: Im Jahr 1965 gründete sich die Bullenkuhlener Wählergemeinschaft, um „[i]m Sinne einer lebendigen Demokratie […] einen möglichst großen Kreis der Bürger der Gemeinde für die gemeindlichen Aufgaben [zu] interessieren und einen nach demokratischen Grundsätzen ausgewählten Kreis von Männern und Frauen zur ehrenamtlichen Mitarbeit heran[zu]ziehen.”, wie es im Gründungsprogramm hieß. Bei den Gemeindewahlen im Mai 2023 kam die Wählergemeinschaft – wie auchschon in den Wahlen davor – auf 100 Prozent der Stimmen, bei einer Wahlbeteiligung von 71,6 Prozent.