Kunstpreis des Landes an Hans Peter Kuhn und Eugenia Bakurin

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Der Lichtkünstler Hans Peter Kuhn ist Kunstpreisträger des Landes Schleswig-Holstein 2024. Bei einer Feier Mitte November wurde ihm der Preis von Ministerpräsident Daniel Günther verliehen. Den Förderpreis erhielt die Filmemacherin Eugenia Bakurin.

Ministerpräsident Daniel Günther, die Preisträger Hans Peter Kuhn und Eugenia Bakurin, Kulturstaatssekretär Guido Wendt (v.l.n.r.). Foto: Frank Peter

Hans Peter Kuhn: Ein Klangpoet und Lichtvirtuose

Hans Peter Kuhn fand in der Laudatio seines langjährigen Freundes und Weggefährten, des Musikkurators Matthias Osterwold, eine facettenreiche Würdigung. Osterwold zeichnete die Entwicklung von Kuhns Schaffen nach, das sich von Berlin aus über die ganze Welt erstreckte und in Installationen von Singapur bis New York – stets als Klang- und Lichtkunst im öffentlichen Raum präsent – einen vielschichtigen Dialog zwischen Ort und Beobachter eröffnet.

Als „Wanderer zwischen Licht und Klang“ wurde Kuhn für sein unermüdliches Spiel mit Raum und Wahrnehmung, mit Ruhe und Rausch gewürdigt. Osterwold erinnerte an Kuhns frühe Jahre an der Schaubühne in Berlin, an die Zusammenarbeit mit Regiegrößen wie Robert Wilson, die ihn prägte, und an seine klangvollen Kunstwerke, die heute als Höhepunkte der internationalen Klangkunst gelten. Die in Kiel installierte „Winkeralphabet“-Arbeit am Ostufer, über die Ministerpräsident Daniel Günther mit humorvollen Worten erzählte, ist nur ein Beispiel dafür, wie Kuhns Kunst den öffentlichen Raum durch ihre leuchtende und sprechende Präsenz bereichert. Kuhn selbst beschrieb, wie seine Ideen spontan „knacken“, wenn er Orte beobachtet, und sich eine kreative Eingebung formt, die dann zum Kunstwerk heranreift.

Laudatorin Nicola Jones, Preisträgerin Eugenia Bakurin, Ministerpräsident Daniel Günther, Preisträger Hans Peter Kuhn, Kulturstaatssekretär Guido Wendt, Laudator Matthias Osterwold (v.l.n.r.)

In seiner Dankesrede drückte der gebürtige Kieler Kuhn seine Freude über die Auszeichnung durch das Land in seiner Geburtsstadt aus. Mit einem Augenzwinkern lobte er die Verantwortlichen der Kieler Stadtverwaltung dafür, dass sie die Ironie und die leicht provokanten Untertöne seiner Werke zu schätzen Wissen: „Über sich selbst zu lachen, ist ein erster Schritt zur Friedfertigkeit.“ Zwei Kunstwerke Kuhns sind bereits im Stadtraum der Landeshauptstadt zu entdecken – neben dem “Winkeralphabet” ist es die Arbeit “Im Leben angekommen”. Ein weiteres Werk des international tätigen Künstlers wird gerade im Neubau des GEOMAR installiert. In Schleswig-Holstein ist außerdem in Neumünster eine Arbeit des Künstlers zu finden.

Eugenia Bakurin: Filmische Reflexionen über Herkunft und Identität

Nicola Jones von der MOIN Filmförderung würdigte mit ihrer Laudatio das Werk der Förderpreisträgerin Eugenia Bakurin. Bakurins filmische Arbeiten, so Jones, sind tief in Fragen nach Identität, Herkunft und Heimat verwurzelt und setzen sich kritisch mit der Vergangenheit auseinander. In ihrem Kurzfilm „Long Time, No Techno“, der unter anderem auf dem Flensburger Kurzfilmfestival (2022) und dem Filmfestival in Cannes (2023) gezeigt wurde, kombiniert Bakurin Szenen sowjetischer Filme aus dem Filmarchiv von Odessa mit folkloristisch gefärbter Technomusik und setzt so eine vielschichtige Erzählung über Erinnerungen und kulturelle Transformationen in Bewegung. Die tanzenden Menschen, die in den vier Minuten des Films zu sehen sind, erinnern an eine vergessene, unschuldige Zeit, deren Leichtigkeit durch politische Spannungen heute schwer belastet ist.

Die 1987 in Tselinograd, dem heutigen Astana, geborene Bakurin erklärte, wie sie durch den Krieg in der Ukraine und ihre Erinnerungen an die russlanddeutsche Kultur angeregt wurde, die unbeschwerten Bilder ihrer Kindheit mit einer distanzierten Melancholie neu zu beleben. Mit 15 Jahren kam sie nach Deutschland. Der Film, so erläuterte sie, sei Ausdruck einer Suche nach Identität, die niemals abgeschlossen, sondern stets im Wandel begriffen sei. Auch in ihrer Arbeit an der Muthesius Kunsthochschule, an der sie unterrichtet, und als Kuratorin der Experimentalfilmreihe „Blickfang“ auf dem Filmfest Schleswig-Holstein bringe sie Kunst und Reflexion in einen lebendigen Dialog und ermögliche es jungen Menschen, selbst künstlerisch aktiv zu werden. In ihrer Dankesrede wandte sich Bakurin außerdem an die Politik und bat, Kulturförderung weiterhin konsequent zu unterstützen: „Förderung für Bildung und Kultur ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit“, sagte sie. Die Botschaft sei angekommen, erwiderte darauf Ministerpräsident Daniel Günther.

Moderiert wurde der kurzweilige Abend vor geladenen Gästen von Kristin Recke und – auf Wunsch des Preisträgers Kuhn – musikalisch umrahmt vom irgendwo zwischen Dada und Fluxus angesiedeltem experimentellen Duo “Artificial Hipsters”, bestehend aus der Stimmkünstlerin Anna Clementi und dem Multiinstrumentalisten Werner Durand.

Das Duo „Artificial Hipsters“ umrahmte die Veranstaltung zur Verleihung des Kunstpreises Schleswig-Holstein 2024 musikalisch. Foto: Frank Peter

Der Kunstpreis des Landes wird seit 1950 verliehen. Geehrt werden alle zwei Jahre Künstlerinnen und Künstler, die in Schleswig-Holstein geboren sind, im Land wirken oder für das Land eine besondere Bedeutung haben. Erste Preisträgerin war die Opernsängerin Emmi Leisner. Preisträgerinnen und Preisträger der vergangenen Jahre sind unter anderem Dörte Hansen, Günter Kunert, Detlef Buck, Sabine Meyer, Klaus Florian Vogt und Lars Jessen. Der Förderpreis wird seit 1980 vergeben. Ihn erhielten unter anderem bereits Lena Kaapke, Mona Harry, Zara Zerbe und Daniel Richter. Der Ministerpräsident verleiht den Preis auf Vorschlag des künstlerischen Beirates unter Vorsitz der Kulturministerin.

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