90 Konzertprogramme und Spielstätten wurden am 20. November mit dem APPLAUS-Award 2024 ausgezeichnet. Mit Preisgeldern in Höhe von insgesamt 1,6 Millionen Euro gehört der Spielstättenprogrammpreis zu den höchstdotierten Kulturpreisen des Bundes. In diesem Jahr wurde er zum elften Mal verliehen. Für Schleswig-Holstein gibt es dreifach APPLAUS.
APPLAUS für Husum, Lutterbek und Flensburg
Der Speicher Husum und der Lutterbeker gehören zu den „Besten Livemusikspielstätten“ 2024. In der Kategorie „Beste kleine Spielstätten und Konzertreihen“ holte die Konzertreihe Jazz Vielleicht Jazz des Vereins Kunst und Kultur Baustelle 8001 e. V. die Auszeichnung erstmals nach Flensburg. Für die beiden Spielstätten Speicher Husum und Lutterbeker ist es der zweite APPLAUS-Award: Die Auszeichnung „Beste Livemusikspielstätte“ ging schon 2022 an das soziokulturelle Zentrum in Husum, 2019 war der Lutterbeker unter den Besten. Im vergangenen Jahr holte die Schaubude Kiel einen Award nach Schleswig-Holstein. (Eine vollständige Liste aller APPLAUS-Awards von 2013 bis 2024 für Schleswig-Holstein finden Sie weiter unten.)
Anerkennung für die Clubszene
APPLAUS steht für Auszeichnung der Programmplanung unabhängiger Spielstätten. Mit dem Programmpreis ehrt die Kulturstaatsministerin Konzertprogramme unabhängiger Musikclubs sowie Veranstaltungsreihen aus allen Genres der Popularmusik, wie Rock, Hip-Hop, elektronische und experimentelle Musik oder Jazz und improvisierte Musik.

Verliehen wurde der Preis für die Livemusikszene am Mittwoch (20. November 2024) im Volkstheater Rostock von Kulturstaatsministerin Claudia Roth:
„Clubs sind nicht nur Kulturorte – sie sind auch soziale Orte, die für Austausch und Kreativität sorgen, und die gerade für die Entfaltung von Subkultur unverzichtbar sind. Hier werden Geschichten erzählt, Träume verwirklicht und Freundschaften geschlossen. Clubs schaffen Räume für Vielfalt und Experimentierfreude, in denen unterschiedliche Genres aufeinandertreffen und neue Klänge entstehen können – für unsere Gesellschaft. All das ist nur möglich dank des unermüdlichen Engagements der Clubbetreiberinnen und Clubbetreiber. Diesen Einsatz und diese Leidenschaft feiern wir auch in diesem Jahr mit dem APPLAUS.“
90 Auszeichnungen in sechs Kategorien
Die Auszeichnung richtet sich an die kleine und mittlere Livemusikszene in Deutschland mit einer maximalen Besuchskapazität von 1.000 Personen. Wie der NDR berichtete, gab es bundesweit knapp 400 Bewerbungen aus ganz Deutschland für den diesjährigen APPLAUS-Award. In insgesamt sechs Kategorien wurden nun 90 von ihnen ausgezeichnet: Damit liegt die Erfolgsquote der Einreichungen bei gut 44 Prozent. 86 der Auszeichnungen 2024 sind mit einem attraktiven Preisgeld verbunden. In den Kategorien „Beste Livemusikprogramme“ und „Beste Livemusikspielstätten“ entfällt das Preisgeld für solche, deren öffentliche Förderung im Jahr 2023 mehr als 40 Prozent betrug. Alle Teilnahmebedingungen: APPLAUS – Auszeichnungen der Programmplanung unabhängiger Spielstätten 2024 sind hier einzusehen.
APPLAUS deutschlandweit
Das bevölkerungsstärkste Bundesland Nordrhein-Westfalen ist mit 17 APPLAUS-Awards der diesjährige Spitzenreiter, gefolgt von Bayern mit 13 Auszeichnungen (und der zweitgrößten Bevölkerung). Auf Platz drei des Rankings steht Berlin.

Livemusikprogramme
- insgesamt 16 Awards für „Beste Livemusikprogramme“
- 13 davon dotiert mit einem Preisgeld in Höhe von je 45.000 Euro
- Hauptpreis: saxstall, Pohrsdorf, Sachsen
- Schleswig-Holstein: –
- Hamburg: Uebel & Gefährlich
Livemusikspielstätten
- insgesamt 17 Awards für „Beste Livemusikspielstätten“
- 16 davon dotiert mit einem Preisgeld in Höhe von je 30.000 Euro
- Hauptpreis: Bahnhof Kötzting, Bad Kötzting, Bayern
- Schleswig-Holstein: Speicher Husum (Nordfriesland) und Lutterbeker (Lutterbek, Kreis Plön)
- Hamburg: Molotow Musik Club
Kleine Spielstätten und Konzertreihen
- insgesamt 53 Awards „Beste kleine Spielstätten und Konzertreihen“
- allesamt dotiert mit einem Preisgeld in Höhe von je 10.000 Euro
- Hauptpreis: VL / Ludwigstrasse 37, Halle (Saale), Sachsen-Anhalt
- Schleswig-Holstein: Jazz Vielleicht Jazz (Flensburg)
- Hamburg: FatJazz urban exchange, Jazz Federation, JazzTracks424
Awareness, Inklusion, Nachhaltigkeit
In den drei Zusatzkategorien Awareness, Inklusion und Nachhaltigkeit wurden von entsprechenden Fachjurys insgesamt weitere vier APPLAUS-Awards vergeben und erhielten jeweils ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro.
- Awareness: Mahagoni Kollektiv, Konstanz, Baden-Württemberg
- Inklusion: ausland, Berlin und Fitzroy, Berlin
- Nachhaltigkeit: Schlachthof, Wiesbaden, Hessen
APPLAUS für Schleswig-Holstein: 2013 bis heute
In der Historie der ausgezeichneten schleswig-holsteinischen Spielstätten und Konzertprogramme finden sich von 2013 bis heute insgesamt 13 APPLAUS-Awards.
- 2013: Jazz-Club Neumünster und Live im CVJM, Lübeck
- 2014 – 2017: – keine Auszeichnung für SH –
- 2018: Live im CVJM, Lübeck
- 2019: Live im CVJM (LiveCV), Lübeck und Lutterbeker, Lutterbek
- 2020: – keine Auszeichnung für SH –
- 2021: Live im CVJM (LiveCV), Lübeck, Jazz-Club Neumünster und Kultur-Lümmel – Das Liedermacher-Überlebens-Mobil, Lutterbek
- 2022: Speicher Husum
- 2023: Schaubude Kiel
- 2024: Speicher Husum, Lutterbeker, Lutterbek und Jazz Vielleicht Jazz, Flensburg
Eine Dokumentation aller bisherigen APPLAUS-Auszeichnungen gibt es hier: initiative-musik.de
Über den APPLAUS
Als Spielstätten- und Programmpreis würdigt und bekräftigt APPLAUS bereits im elften Jahr die kleine und mittlere Livemusikszene des Landes.

Die Auszeichnung macht künstlerisch herausragende Musikprogramme, kulturelle Exzellenz, Wirkkraft und soziokulturelle Bedeutung der Szene sichtbar. Federführend wird APPLAUS durch die Initiative Musik umgesetzt, die hierbei mit der Bundeskonferenz Jazz und der LiveMusikKommission – Verband der Musikspielstätten in Deutschland e. V. (LiveKomm) korrespondiert. Hauptfördernde des APPLAUS ist die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM). Über die Preisvergabe entscheiden Fachjurys. Die Hauptjury setzt sich aus Persönlichkeiten der Livemusikszene zusammen. Für die Bereiche Awareness, Inklusion und Nachhaltigkeit werden drei weitere spezifische Fachjurys zusammengestellt und eingesetzt.
„Nicht einfach nur ein netter Bonus“
Die neunköpfige Hauptjury, bestehend aus Nadin Deventer (Juryvorsitz), Christina Fuchs, Eva Klesse, Keisuke Matsuno, Azaria Faghih Nasiri, Jan Paersch, Demba Sanoh, Petra Sitzenstock und Julia Viechtl, hat zur diesjährigen Verleihung folgendes Statement veröffentlicht:
Statement der Hauptjury:
„Der APPLAUS ist ein Preis für ein exzellentes Programm, und das hat jede der heute ausgezeichneten Spielstätten zu bieten. Aber es war uns nicht möglich, all die auszuzeichnen, die es verdient gehabt hätten. Und vor allem: nicht annähernd all die, die es nötig gehabt hätten. Uns als Jury ist wieder klar geworden, dass der APPLAUS für den Spielstättenbereich in Deutschland nicht einfach nur ein netter Bonus, ein schönes Weihnachtsgeld, sondern für viele auch existenzsichernd ist. Viele ehemalige Preisträger:innen haben uns das ebenfalls gesagt. Auch wir als Jury spüren den Druck, der auf den Clubs lastet.
Die angekündigten weiteren Einsparungs- und Etatkürzungen im Kunst- und Kulturbereich werden sich auch negativ auf die Clubs auswirken. Dabei haben die Clubs schon jetzt sehr oft zu wenig Geld.
Die Krise der Clubkultur ist so groß, dass laut einer Umfrage in manchen Bundesländern drei Viertel der Spielstätten in finanziellen Schwierigkeiten stecken. Viele davon denken ans Aufhören.
Wir als Jury wollen es nicht hinnehmen, dass unsere Clubs wegsterben. Deutschland leistet sich einiges. Zum Beispiel tolle Opern- und Konzerthäuser. Sie schaffen es jeden Tag, Kunst einem breiten Publikum nahe zu bringen.
Aber auch eine kleine Scheune in der sächsischen Provinz oder ein Kulturzentrum unweit der Saale bringt es fertig, grandiose Kunst zu vermitteln. Vielleicht nur an 2-3 Tagen in der Woche, vielleicht ohne Orchester und Chor, aber nicht weniger berührend. Solche Orte machen die deutsche Kulturlandschaft einzigartig und attraktiv, und ja, sie kurbeln auch die Wirtschaft an.
Der APPLAUS ist wichtig für die Clubszene. Es ist großartig, dass diese Clubs für ihr Programm gewürdigt werden können. Aber es reicht einfach nicht. Das Preisgeld ist obendrein zu unsicher, niemand kann es langfristig einplanen, die bevorstehenden Kürzungen werden diese Situation für die Spielstätten wie gesagt noch verschärfen.
Wenn die Politik die Clublandschaft in Deutschland langfristig erhalten will, brauchen wir eine flächendeckende, strukturelle Förderung.
Das kostet. Aber es hilft nicht nur der Kunst, den Musiker:innen und allen, die generationsübergreifend Kunst und Musik live erleben wollen. Musikclubs haben als Begegnungsstätten auch eine gesellschaftliche Relevanz, sie stehen für Offenheit, für Austausch, Toleranz, Freiheit und Diversität und sind somit auch demokratiefördernd und absolut unterstützend- und erhaltenswert.
Wir gratulieren von Herzen allen Preisträger:nnen und auch allen anderen Clubs und Spielstätten für ihre wichtige und großartige Arbeit in diesem Land im vergangenen Jahr und wünschen uns für Euch in Zukunft maximale Unterstützung auch von der Bundespolitik.“
Die nächste Bewerbungsphase für den APPLAUS-Award startet voraussichtlich im Frühjahr 2025.
Weitere Informationen zum APPLAUS-Award: applaus-award.de