Vorgestellt: Verein für Jugend- und Kulturarbeit im Kreis Segeberg

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Der Verein für Jugend- und Kulturarbeit im Kreis Segeberg e.V. (VJKA) ist einer von sieben Kulturknotenpunkten in Schleswig-Holstein und macht Jugendarbeit über die Kreisgrenzen hinaus. Der Verein hat seinen Sitz in Bad Segeberg.

Ein Wahllokal für Jugendliche

Im Moment bereiten viele die Bundestagswahl im Februar vor. Dazu hat sich die JugendAkademie, die zum Verein gehört, als Wahllokal für die bundesweite U18-Wahl registriert. Alle Jugendlichen unter 18 können in der Woche vom 10. bis 14. Februar zu den regulären Öffnungszeiten der Akademie im Foyer ihre Stimme abgeben. Dort ist außerdem eine interaktive Ausstellung aufgebaut. „Es ist ein Projekt, um Jugendliche an demokratischen Prozessen zu beteiligen. Wir haben auch die Schulen aufgerufen, mit ihren wirtschaftspolitischen Kursen zu uns zu kommen“, erzählt Holger Lück, der Geschäftsführer des Vereins.

Die JugendAkademie hat sich als Wahllokal für die bundesweite U18-Wahl registriert. Das bedeutet, dass alle Jugendlichen unter 18 Jahren in der Woche vom 10. Februar bis zum 14. Februar 2025 die Möglichkeit haben, ihre Stimme abzugeben. Quelle: https://www.vjka.de/

Die U18-Wahl ist eine gemeinsame Initiative des Landesjugendrings mit dem Landesbeauftragten für politische Bildung, Dr. Christian Meyer-Heidemann. Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ, aber dennoch wichtig für die Jugendarbeit. Gleichzeitig wird auf die Forderung aufmerksam gemacht, das Wahlalter zu senken. „Wir beteiligen uns an der bevorstehenden Bundestagswahl außerdem mit einem Wahl-O-Mat“, so Holger Lück. Der wird, ergänzt durch Infotafeln, am 13. Februar in der Stadtbücherei in Bad Segeberg stehen. Das eigene Wahlverhalten mit konkreten Fragen zu überprüfen, sei ein weiterer Baustein, sich politisch zu informieren, sagt Lück.

Bei der Europawahl im Juni 2024 durften Schüler schon ab 16 Jahren wählen. „Einzelne Schulen im Kreis hatten dabei einen AfD-Anteil von 30 bis 40 Prozent. Das ist erschreckend“, erzählt die Pressereferentin Katrin Meier. Großen Einfluss dabei hätten die sozialen Medien. Holger Lück sagt: „Mein Gefühl ist, dass es oft keine bewusste Entscheidung für die AfD ist. Die Schüler haben keine gefestigte Meinung und wollen ihre Wirkungsmöglichkeiten ausprobieren.“

Theaterpädagogik für Grauzonen

Doch nicht nur politisch, auch emotional müssen die Jugendlichen abgeholt werden. „Die wirklich wichtigen Themen finden sich oft in Grauzonen“, sagt Sabine Lück. Sie ist Theaterpädagogin und leitet die KulturAkademie Segeberg, die zum Verein gehört. Sie erzählt von einem Theaterstück, das von Jugendlichen selbst entwickelt und erstmals 2022 aufgeführt wurde. Es trägt den Titel „Grauzone“ und beschäftigt sich mit Depressionen und Selbstmordgedanken. Was viele nicht wissen: Suizid ist nach wie vor die häufigste Todesursache bei Jugendlichen. „Schulen wollten nicht in unsere Vorstellungen kommen, weil die Lehrer Angst davor hatten, die Gefühle, die bei den Schülern ausgelöst werden, aufzufangen“, so Sabine Lück.

Wichtige Themen befinden sich oft in Grauzonen, also müssen Schüler abgeholt werden. Aus einem Theaterstück wurde der Film „Grauzone“. Quelle: https://www.vjka.de/

Andrea Rothenburg, eine Filmemacherin, hat aus dem Stück einen Film produziert, der 2023 in den Kinos in Schleswig-Holstein lief und sogar anlässlich des Weltsuizidtages in Berlin gezeigt worden ist. Dass Jugendliche das Thema aufgegriffen haben, ist ihre Antwort auf die Corona-Zeit und die soziale Isolation, die für viele schwer auszuhalten war. Die Auswirkungen spüre man immer noch, so Lück. „Wir sehen, dass Jugendliche nur sehr zögerlich ins Theater zurückkehren. Theater, das bedeutet, sich zu zeigen, expressiv zu sein. Viele Jugendliche ziehen sich immer noch eher in den Kunstbereich zurück, wo man auch für sich sein kann.“

Das große Ganze

Doch Sabine Lück und Geschäftsführer Holger Lück schauen nicht nur auf das Tagesgeschäft, sondern auch auf das große Ganze. „Der Verein ist die zentrale Jugendbildungsstätte im Kreis Segeberg und Träger der JugendAkademie Segeberg, der KreisMusikschule Segeberg, des JugendZeltplatzes Wittenborn, der KulturAkademie Segeberg und von vielen weiteren Projekten“, so Holger Lück. Egal, ob es um Gewaltprävention, Sexualpädagogik, Berufsorientierung und Lebensplanung sowie Medienkompetenztraining, Partizipation und Demokratiepädagogik geht – der Verein kann mittlerweile auf langjährige Erfahrungen zurückblicken. Er wurde im Jahr 1997 aus der Kreisverwaltung ausgegliedert. „Die Kollegen damals haben ziemlich visionär gearbeitet“, sagt Holger Lück. Man habe pro Jahr ein Finanzvolumen von sieben Millionen Euro zur Verfügung. „Der Kreis zahlt 2,7 Millionen, weitere 1,2 Millionen zahlen Schulträger, denn zu uns gehören neun offene Ganztagsschulen. Außerdem kommen Teilnehmerentgelte und weitere öffentliche Mittel und Förderungen hinzu. „Der Kreis ist ein sicherer Finanzierer“, sagt Holger Lück. Es sei seine Aufgabe, Jugendarbeit zu leisten. „Gegenüber anderen Bildungsträgern sind wir daher in einer komfortablen Situation.“ Man schließe mit dem Kreis Kooperationsverträge über fünf Jahre. „Die Verhandlungen 2025 werden für uns die schwierigsten, die wir bisher geführt haben, denn natürlich müssen auch wir sparen.“ Doch von Kürzungen sei man in diesem und im nächsten Jahr nicht betroffen, so Lück.

1.800 Schüler besuchen die Musikschule

162 festangestellte Mitarbeiter und etwa 150 Ehrenamtliche kümmern sich um Kinder im Grundschulalter bis hin zu Abiturienten. Die Zahlen können sich sehen lassen: Zur Musikschule gehören beispielsweise 1.800 Schüler, die an 64 verschiedenen Orten im Kreis unterrichtet werden können. Pro Jahr übernachten in der Tagungsstätte in der Marienstraße in Bad Segeberg knapp 10.000 Gäste und auf dem Zeltplatz in Wittenborn sind es 14.500 Besucher.

Die Gesellschaft verändere sich, die Familien verändern sich, so Holger Lück. „Wir sehen, dass die Kinder schwieriger im Umgang sind, emotionale Probleme an den Ganztagsschulen nehmen zu, die Aufmerksamkeitspanne sinkt, und ADHS-Diagnosen schießen in die Höhe. Das müssen wir auffangen, und es ist alles andere als leicht.“ Dazu kommt, dass vieles immer unverbindlicher werde. „Wer sich beispielsweise für einen Kochkurs angemeldet hat, der ein halbes Jahr dauert, hält diese Zeit oft nicht durch. Nach zwei Monaten hat man keine Lust mehr und hört auf“, erzählt Sabine Lück. Zu Veranstaltungen würde es immer viele Last-Minute-Buchungen geben, weil nur noch kurzfristig geplant werde. „Aber ohne genügend Anmeldungen vorab müssen wir Veranstaltungen dann leider auch absagen.“

Im Tagungshaus der Jugend Akademie Segeberg stehen Seminar- und Tagungsräume für Teilnehmer zwischen 15 und 100 Personen zur Verfügung. Das große Forum mit Platz für 180 Personen ist das Herzstück der Anlage. Quelle: https://www.vjka.de/

So ist die Jugendarbeit ein Spiegel der Zeit. Dennoch gibt es ein Stück heile Welt ganz in der Nähe – und zwar den Zeltplatz in Wittenborn (auch Wibo genannt) sieben Kilometer entfernt von Bad Segeberg. „’Zuhause ist Wibo‘, so lautet unser Slogan“, sagt Sabine Lück. Das Highlight seien die drei Ferienfreizeiten in den Sommerferien. Es kommen immer 120 Kinder über 14 Tage. „In diesem Jahr hatten wir das auf 10, 11 Tage eingekürzt und konnten noch eine vierte Freizeit anbieten. „Die Kinder kommen immer wieder. So generieren wir auch unsere Betreuer und Teamer“, so Holger Lück .

Seit 2018 ist der Verein als einer von sieben Kulturknotenpunkten in Schleswig-Holstein aktiv. Bei diesem Projekt geht es darum, den ländlichen Raum zu stärken. „Wir bespielen die Kreise Segeberg und Rendsburg-Eckernförde. 2025 wird es eine Fachtagung zum Thema „Was kann Kultur beitragen zur Gesellschaft in Krisenzeiten?“ geben, erzählt Holger Lück.

Zu weiteren wichtigen Veranstaltungen gehören die „SE-KulturTage“ vom 12. bis 28. September. Das Festival mit Musik, Literatur, Tanz, Theater, Kunst, Vorträgen und Workshops hat 2023 sein zehnjähriges Jubiläum gefeiert. „Wir bringen Kultur bis vor die Haustür. Wir sind an 20 bis 25 verschiedenen Orten und kommen auf insgesamt etwa 70 Veranstaltungen mit 6.000 bis 7.000 Besuchern“, sagt Sabine Lück. Eine ausführliche Übersicht zu bestehenden und geplanten Projekten findet sich auf der Homepage des Vereins.

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