Nachts in Schleswig-Holstein

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Die Nacht hat in Schleswig-Holstein viele Gesichter – von stillen Küstenlandschaften bis hin zu neonbeleuchteten Städten. Der Musiker Lil und sein Produzent Mark Smith haben mit Nachts in Schleswig-Holstein einen Fotowettbewerb ins Leben gerufen, der diese nächtlichen Eindrücke einfängt. Entstanden aus einem Song, entwickelte sich das Projekt zu einer beeindruckenden Sammlung von über 1.100 Bildern – und geht jetzt mit einem besonderen Musikvideo in die nächste Runde. Im Gespräch mit kulturkanal.sh erzählt Lil, wie alles begann, welche Motive ihn überrascht haben und was die Zuschauer*innen vom Video erwarten dürfen.

kulturkanal.sh: Wie ist die Idee zu Nachts in Schleswig-Holstein entstanden und welche Erwartungen hattet ihr an die Resonanz?

Lil: Die Idee ist eigentlich aus der Musik heraus entstanden. Mein Produzent Mark Smith – den viele in Schleswig-Holstein wahrscheinlich von der Kieler Woche oder durch seine Arbeit mit Johannes Oerding und Ina Müller kennen – und ich haben gemeinsam an meinem Debütalbum gearbeitet. Dabei ist uns aufgefallen, dass die Nacht in Schleswig-Holstein in unseren Songs eine ziemlich große Rolle spielt. Fast alle Storys, die wir erzählen, all die Abenteuer, die wir musikalisch verarbeiten, spielen irgendwie nachts.

Dann haben wir Ortskontrollfahrt geschrieben – ein Song über dieses typische, sinnlose, aber spaßgeladene nächtliche Rumfahren durchs Hinterland. Einfach ohne Ziel durch Schleswig-Holstein cruisen. Da ist es uns wie Schuppen von den Augen gefallen: Wir sehen die Nacht auf eine ganz bestimmte Weise – aber wie nehmen eigentlich die anderen Schleswig-Holsteiner ihre Nächte wahr?

Daraus entstand die Idee, genau das herauszufinden. Wir wollten nicht nur über die Nacht singen, sondern die Menschen dazu einladen, ihre eigene Sicht darauf mit uns zu teilen.

Wie wurde aus dieser Idee dann ein Fotowettbewerb?

Wir saßen eines Tages mit Kassian von falkemedia zusammen, einem regionalen Medienhaus, das unter anderem hinter dem Lebensart-Magazin steht. Die haben dort wegen ihrer Fotografiezeitschriften häufiger mit Fotokunst zu tun. Im Gespräch wurde dann schnell klar: So ein ungewöhnlicher Fotowettbewerb mit Fokus auf nächtlicher Fotografie könnte ein richtig spannendes Projekt werden.

Also haben wir die Köpfe zusammengesteckt – Mark Smith, die Redaktion vom Lebensart-Magazin und ich. Zusammen haben wir dann, quasi aus dem Nichts, den Wettbewerb Nachts in Schleswig-Holstein auf die Beine gestellt – mit dem Ziel, die schleswig-holsteinische Nacht aus den unterschiedlichsten Perspektiven sichtbar zu machen. Wir wollten einfach mal schauen, was passiert, wenn wir dazu aufrufen, das echte Schleswig-Holstein bei Nacht einzufangen – so, wie es die Leute wirklich erleben.

Hattet ihr mit so einer großen Resonanz gerechnet?

Ehrlich gesagt hatte ich anfangs keine Ahnung, wie groß das wird. Ich bin Musiker, kein Fotograf, und hatte keine Connection zur Fotoszene. Aber noch bevor der Wettbewerb überhaupt offiziell losging, haben die ersten Leute ihre Bilder eingereicht – einfach weil sie die Webseite entdeckt hatten. Und als dann die ersten Artikel in den Regionalmedien erschienen und auch Institutionen wie der Bauernverband dem Wettbewerb ein Shoutout gegeben haben, explodierte das Ganze.

Am Ende hatten wir fast 1.200 Einsendungen – von stillen Landschaften über beleuchtete Dörfer bis hin zum neonbeleuchteten Kiel war alles dabei. Die Resonanz war einfach überwältigend. Manchmal habe ich Tage damit verbracht, einfach nur die Bilder zu sichten und einzupflegen. Dass so viele Leute Lust hatten, ihre Nacht mit uns zu teilen, hat mich echt umgehauen.

Gab es bestimmte Motive oder Themen, die besonders häufig eingereicht wurden?

Absolut! Besonders oft wurden maritime Motive eingereicht – beleuchtete Häfen, Segelboote im Dunkeln, Kreuzfahrtschiffe, die in die Nacht stechen. Man merkt einfach, dass Schleswig-Holstein ein Küstenland ist. Leuchttürme bei Nacht sind natürlich auch ein Dauerbrenner. Und Feuer spielte eine große Rolle – Osterfeuer, Lagerfeuer, Stockbrotgrillen. Auch das letzte Jahr der Polarlichter hat sich stark in den Einsendungen niedergeschlagen. Dann gab es unfassbar viele Aufnahmen vom Nachthimmel.

Und womit hattet ihr nicht gerechnet?

Was die kuriosesten Motive angeht: Wir haben Bilder von nächtlichen McDonald’s-Filialen bekommen, Werkstätten, in denen mitten in der Nacht noch an Rollern geschraubt wird, und sogar Nacktschnecken auf der Jagd. Ein Lokführer hat Bilder aus der Fahrerkabine eingereicht – kurioserweise genau von der Bahnstrecke, die ich oft nehme, wenn ich zu Mark ins Studio fahre.

Diese Vielfalt hat uns gezeigt, dass die Nacht in Schleswig-Holstein so viel mehr ist als nur Dunkelheit – sie ist voller Leben, Aktivität und besonderer Stimmungen.

Das Projekt geht über einen klassischen Fotowettbewerb hinaus. Das geplante Videokunstwerk hebt es auf eine neue Ebene. Was dürfen wir davon erwarten?

Stimmt, ja, ein klassischer Fotowettbewerb endet normalerweise mit der Prämierung der besten Bilder – das machen wir natürlich auch. Hier sind die Gewinnerbilder zu sehen. Aber mit über 1.100 eingereichten Fotos wäre es viel zu schade, diese Bilder einfach in einer Schublade verschwinden zu lassen. Stattdessen haben wir beschlossen, die besten Einreichungen in einem völlig neuen Format zusammenzuführen – als visuelle Nachtreise durch SH.

Wie genau wird das Video aussehen?

Wir wollten kein gewöhnliches Video, sondern eine traumhafte, fast psychedelische Reise erschaffen. Ein Bild soll fließend ins nächste übergehen, sich verändern, Bewegung erzeugen. Dafür haben wir Visual Artist Lawrenco an Bord geholt, der für experimentelle, kunstvolle Videos bekannt ist. Er bringt eine ganz neue Perspektive rein – als jemand, der nicht aus Schleswig-Holstein kommt, sondern zwischen New York und Tokio pendelt. Er erweckt die Bilder zum Leben: Eine Katze, die auf einem Foto still sitzt, beginnt plötzlich zu laufen. Ein Zug fährt durch das Bild. Das Licht eines Leuchtturms bewegt sich tatsächlich.

Das klingt nach einer völlig neuen Art, Fotografie zu erleben!

Genau! Die Mischung aus Musik, animierten Bildern und den Motiven aus ganz Schleswig-Holstein macht es zu einem echten Gesamtkunstwerk. Wer sich dafür interessiert und das fertige Werk nicht verpassen will, kann gerne auf meiner Webseite www.LILofficial.com vorbeischauen – dort gibt es regelmäßig Updates. Ich bin mir sicher, dass dieses Projekt vielen Schleswig-Holsteinern die Nacht mit ganz neuen Augen zeigen wird!

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