Das Licht funkelt bunt über die Wände, gebrochen von den Diskokugeln unter der Decke. Im Hintergrund läuft ein Song mit dem Text: „Kakao, Kakao, Kakao, Kaka-o – das macht mich wach und munter, gibt mir Kraft und macht mich froh.“ Das Publikum lacht bei jedem Strich, der auf der großen Leinwand erscheint. Mittendrin steht ein Mann mit Kochschürze und Mikrofon in der Hand und kommentiert das Geschehen mit Witz und Ironie.
Beim Comic-Battle in der Hansa48 in Kiel wurde nicht mit Topf und Kochlöffel, sondern mit Stift und Papier gekocht. Unter dem Motto „Cooking Up Something Good“ traten Illustrator:innen in kreativen Challenges gegeneinander an. Moderiert und organisiert wurde der Abend von Steffen Bockhorst. Ein Hinweis vorweg: Diesen Artikel besser nicht hungrig lesen.
Kunst, die nicht auf Abstand geht

Der Raum leuchtete – nicht nur durch die Diskokugeln an der Decke, sondern vor allem durch die Menschen, die sich hier versammelten: Kunstinteressierte, Neugierige und Stammgäste. Formate wie das Comic Battle entstehen durch das Engagement von Einzelpersonen, die mit Kreativität einen Rahmen schaffen, um Kultur zugänglicher zu machen. Organisiert wurde der Abend von Steffen in Zusammenarbeit mit der Hansa48, unterstützt von Gregor Hinz. Steffan schafft es, mit wenigen Mitteln einen Raum zu gestalten, in dem sich alle willkommen fühlen dürfen. Egal, ob man selbst zeichnet oder einfach nur lacht.
Kunst in zwei Minuten
Beim Comic-Battle traten vier Illustrator:innen an – die meisten von ihnen studieren an der Muthesius Kunsthochschule. Spontan meldete sich auch noch eine fünfte Person, ein Besucher aus dem Publikum, der bereits bei vergangenen Battles als Zuschauer dabei war und nun als Wildcard-Zeichner selbst den Stift in die Hand nehmen wollte.
Alle Teilnehmer:innen traten in mehreren Runden gegeneinander an. Bei jeder Aufgabe hatten sie nur zwei Minuten Zeit, um ihre Idee aufs Papier zu bringen. Über eine Live-Kamera konnten die Zuschauer:innen den kreativen Prozess in Echtzeit mitverfolgen.
Nach Ablauf der Zeit entschied das Publikum per Applaus, wer die Runde für sich entschied. War das Ergebnis zu knapp, kam das sogenannte Powerapplaus-Verfahren zum Einsatz: Moderator Steffen hielt den Arm in die Höhe und der Applaus dauerte so lange an, bis er ihn ruckartig sinken ließ. Ein lautes, spielerisches Abstimmen, das für Stimmung sorgte.
Zum Einstieg gab es ein gemeinsames Warm-Up. Die Künstler:innen sollten sich passend zu Ostern selbst beim „Abendmahl“ darstellen – eine kreative Einstimmung auf den weiteren Abend.
Kochende Schürzen und singende Toasts

Die Aufgaben beim Comic-Battle waren mindestens genauso kreativ wie die Illustrator:innen selbst. So sollte etwa die „Schürze der Zukunft“ gezeichnet werden. Die Zukunftsvorstellungen hätten gegensätzlicher kaum sein können: Steven zeichnete eine bewaffnete Schürze im Kochmodus, während Nina eine utopische Version entwarf, eine Schürze die Essen verteilt und den Welthunger beendet.
Der spontan teilnehmende Wildcard-Zeichner sorgte für ein politisches Statement: Er zeichnete sich selbst, wie er „vor Wut kochte“, nachdem er ein AfD-Plakat gesehen hatte, das er in der Illustration kurzerhand in die Bratpfanne warf.
Besonders unterhaltsam wurde es beim Motto „hässlich zeichnen“. Zwei Freiwillige aus dem Publikum, die von sich sagten, normalerweise nicht zu zeichnen, sollten sich beim Katerfrühstück darstellen. Das Ergebnis: ein Shake bestehend aus Konterbier, Sprotten und ganzen Eiern. Die andere Person zeichnete ein singendes, vor fetttriefendes Käsetoast, gezeichnet mit viel Humor und Selbstironie.
Auch danach blieb es interaktiv: Zuschauer:innen konnten sich auf Zuruf melden, um selbst gezeichnet zu werden für ihr eigenes fiktives Kochbuch. Dabei entstanden Titel wie „Cool kochen mit Sonnenbrille“ oder „Schnelle Schnurrbartgerichte für zwischendurch“.
Bei der Preisverleihung ging niemand von den Zeichner:innen leer aus: Von selbstbemalten Keramiktassen über Salz- und Pfefferstreuer bis hin zur Monatskarte für die Hansa48 war für jede Platzierung ein Preis dabei. Ein Abend, an dem Kunst, Kreativität und kollektiver Spaß den Ton angaben.

Für die musikalische Würze des Abends sorgte DJ Tilman mit einer Auswahl heißer Trash-Hits. Irgendwo zwischen Texten über Käsekuchen, Kakao und dem Chicken-Song spiegelte auch der Soundtrack das Motto des Abends wider.
Veranstaltungen wie diese zeigen, zu was sich die Hansa48 entwickelt hat. Ein Kulturzentrum, das aus einer Hausbesetzung entstanden ist und heute ein selbstverwalteter Ort für Gemeinschaft, Kreativität und politische Teilhabe ist. Hier bekommt Kiel einen Raum, der nicht von außen bespielt wird, sondern von innen lebt.
Kultur, die schmeckt
Der Comic-Battle in der Hansa48 war nicht nur ein kreatives Highlight, sondern auch Auftakt der diesjährigen Kultur Rausch-Wochen in Kiel, ein vierwöchiges Kulturfestival mit einem vielfältigen Programm aus kulturellen Veranstaltungen. Im Rahmen der Nacht der Clubs am 12. April lud das Kulturzentrum Hansa48 zum kreativen Wettstreit ein.
Die Hansa48 war an diesem Abend nicht nur Bühne für Kunst, sondern auch ein Ort, der zeigt, wie trashig, zugänglich und bunt Kultur sein kann, ohne dabei an Qualität zu verlieren. Der Raum war erfüllt von Kreativität, Lachen und davon, dass Kunst nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Mitmachen da ist.
Wer jetzt Lust bekommen hat: Weitere Infos und zukünftige Battle-Termine gibt’s auf Instagram unter @doodleduell.