Der „Hoffnungsvogel“ kreist über Stormarn

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Kirsten Boies Roman „Der Hoffnungsvogel“ tourt bald als Figurentheaterstück durch Stormarns Grundschulen. Der Kreis hat sich die Rechte dafür gesichert. Kreiskulturreferentin Tanja Lütje und Landrat Henning Görtz erklären, warum.

Kulturkanal.sh: Der Kreis Stormarn geht einen ungewöhnlichen Weg. Er hat sich die Uraufführungsrechte für Kirsten Boies „Der Hoffnungsvogel“ als Figurentheaterstück gesichert. Welche Idee steckt dahinter?

Henning Görtz: Wir möchten ein kontinuierliches, partizipatives Theatererlebnis für Schülerinnen und Schüler der Grundschule ermöglichen und somit strukturell die kulturelle Teilhabe im Kreis fördern. Die Arbeitsgemeinschaft Stormarn kulturell stärken, bestehend aus dem Kreis Stormarn, der Sparkassen-Stiftung Stormarn, der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn und der Bürger-Stiftung Stormarn, übernimmt dabei die Kosten der Produktion und der Aufführungen im Kreis.

Es ist nicht die erste Betätigung des Kreises Stormarn als Figurentheaterproduzent …

Tanja Lütje: Nein, tatsächlich ist „Der Hoffnungsvogel“ bereits die dritte Figurentheaterproduktion des Kreises. Seit 2017 produziert der Kreis, als Auftraggeber, mit dem Figurentheater Mensch Puppe erfolgreich zusammen Stücke. Das Ensemble hat für den Kreis Stormarn bereits die Stücke „Licht an! Wie das Licht nach Stormarn kam“ (2017-2018) anlässlich des Kreisjubiläums und „Das Dschungelbuch“ zu Themen der Nachhaltigkeit (2019-2023) umgesetzt. Wir setzen mit dem „Hoffnungsvogel“ also eine Tradition fort.

Kirsten Boies „Der Hoffnungsvogel“ erzählt von Jabu und Alvar, zwei Kindern, die aufbrechen, um die Hoffnung zu suchen, denn in ihrem Land ist der „Hoffnungsvogel“ verstummt, Missgunst breitet sich aus unter den Menschen. Die Kinder fahren auf ihrer Suche weit übers Meer und statt mit Waffen, begegnen sie den Abenteuern und Herausforderungen auf dem Weg mit einer Melodie. Warum nun diese Geschichte?

Henning Görtz: Es gab mehrere Gründe, warum wir das Buch „Der Hoffnungsvogel“ von Kirsten Boie ausgewählt haben. Vor allem waren es die Themen, die im „Hoffnungsvogel“ im Vordergrund stehen. Im Sinnbild des „Hoffnungsvogels“ liegt der Schlüssel für das gute Miteinander, um im Einklang mit allen Lebewesen und der Natur in Frieden zu leben. Es geht dabei auch darum, den Planeten lebenswert zu erhalten, Freundschaften zu stärken, Verantwortung übernehmen und eine positive Zukunft mit unseren und für unsere Kinder gestalten zu können.

„Die Aufführung soll Mut machen und bestärken, positiv beflügeln und die Potenziale von Kindern und ihrer unendlichen Fantasie und Schöpfungskraft hervorheben“

Tanja Lütje

Fragen wie, „Was macht Glück und Zufriedenheit aus? Was bedeutet es für jeden einzelnen, individuell und für die Gemeinschaft? Wenn wir zufrieden und glücklich sind – wie gehen wir dann mit unseren Mitmenschen, der Natur, der Gesellschaft um? Was heißt in diesem Zusammenhang Freundschaft? Wie können wir anderen helfen glücklicher zu sein? Haben wir unser „Schicksal“ selbst in der Hand oder brauchen wir dafür etwas „Übergeordnetes“?, stehen im Stück dabei im Vordergrund und werden den Kindern vermittelt.

Tanja Lütje: Die Aufführung soll Mut machen und bestärken, positiv beflügeln und die Potenziale von Kindern und ihrer unendlichen Fantasie und Schöpfungskraft hervorheben. Deshalb werden die Kinder nicht nur Publikum sein, sondern selbst Teil der Aufführung werden: Sie werden während der Aufführung direkt mit einbezogen. Das Erlebte wird im Nachhinein in Workshops vertieft. Damit wird der „Hoffnungsvogel“ zu einer nachhaltigen Erfahrung, die noch lange nachklingen kann. Gerade die Bedürfnisse von Kindern sind in den vergangenen Jahren der multiplen Krisen stark in den Hintergrund getreten. Krisenbesetzte Themen und Stimmungen dominieren die Medienlandschaft, entsprechend sind die Unsicherheiten in der Gesellschaft präsent. Daher sollen die Kinder als Zielpublikum im Fokus und die positiven, hoffnungs- und sinnstiftenden Themen bei der Produktion im Vordergrund stehen.

Henning Görtz: Um die Thematik umfassend aufgreifen zu können und die Kinder auch über die Rezeption der Aufführung hinaus zu stärken, planen wir begleitende Formate und Materialien. Zum Beispiel – inhaltlich passend – ein Hoffnungsvogellied, das im Musikunterricht oder zu Hause kennengelernt und geübt werden kann. Oder das Workshop-Format „Philosophieren mit Kindern“. Um dieses vermittelnde Begleitprogramm entsprechend in die qualitative Umsetzung zu bringen, haben wir einen Antrag auf Förderung beim Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein gestellt und er wurde bewilligt.

Auf der Internetseite des Kreises Stormarn heißt es, das Figurentheaterstück sei ein „weiterer Baustein im Gesamtkonzept kulturelle Bildung des Kreises Stormarn“. Worin besteht dieses Gesamtkonzept, welche Ziele verfolgt es?

Henning Görtz: Der Kreis Stormarn hat im Rahmen seiner Kulturentwicklungsplanung die Stärkung der Kulturellen Bildung politisch beschlossen. Das Vorhaben eines „Gesamtkonzeptes kulturelle Bildung“ wurde bereits 2019 im Kulturentwicklungsplan und in der kulturpolitischen Arbeit des Kreises hinterlegt.

Dem Konzept liegt die Annahme zu Grunde, dass Kulturelle Bildung als Querschnittsdisziplin fungiert. Bildung wird dabei als ein kreativer Prozess lebenslangen Lernens begriffen. Kulturelle Bildung stärkt Menschen jeden Alters darin, komplexe gesellschaftliche Veränderungen zu verstehen und mitzugestalten, insbesondere durch ästhetische und künstlerische Herangehensweisen. Dadurch können eigene Begabungen und Kompetenzen entdeckt und geschult, Horizonte erweitert und Perspektivwechsel gefördert werden.

„Kulturelle Bildung stärkt Menschen jeden Alters darin, komplexe gesellschaftliche Veränderungen zu verstehen und mitzugestalten, insbesondere durch ästhetische und künstlerische Herangehensweisen“

Henning Görtz

Weitere Bausteine im Gesamtkonzept sind unter anderem die Online-Plattform für Kulturelle Bildung KUBI Stormarn und das Stormarner KulturKarussell. Beide Formate machen die Kulturelle Bildung im Kreis sichtbar und ermöglichen Austausch und Vernetzung – nicht nur zwischen Kulturschaffenden und Kreativen untereinander, sondern auch mit Institutionen aus Bildung und Soziokultur.

Welche Rolle spielt finanzielle Förderung im Konzept?

Tanja Lütje: Unsere Förderstrukturen bilden das Fundament in diesem Bereich. Seit 2018 stellen wir mit dem Fördertopf Kultur und Schule Projektmittel für die kreativen Auseinandersetzungen mit gesellschaftlichen Themenfeldern jenseits des Fachunterrichts für Schülerinnen und Schüler bereit. Aufgrund des hohen Bedarfes im Kreis konnten wir das Fördervolumen im Vergleich zu 2018 deutlich erhöhen. Ab 2021 wurde politisch beschlossen, das Fördervolumen mit 25.000 Euro jährlich zu vergeben. Schulen oder/und Kulturschaffende können sich für je 1.000 Euro Förderung pro Projekt bei uns bewerben.

Seit 2023 konnten wir mit dem Fördertopf Kultur und Kita auf einen kreisweiten Fehlbedarf speziell im frühkindlichen Bereich reagieren. Er ist somit ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu unserem Ziel, möglichst vielfältige Räume für kulturelle Bildung in Stormarn zu öffnen. Der Projektfonds schafft Möglichkeiten für kreative Auseinandersetzungen mit Themen jenseits des Kindergarten-Alltags und die Nachfrage ist sehr hoch. In diesem Zusammenhang wurde der Stabsbereich Kultur aktives Mitglied im bundesweiten Netzwerk für frühkindliche Kulturelle Bildung (NFKB). In allen Förderbereichen entscheidet eine Fachjury über die Auswahl der Projekte.

Zudem fördern wir die zeitgenössische Tanzvermittlung in dem dreijährig angelegten Projekt tanz.nord. Um Schülerinnen und Schülern vielfältige Formen des Tanzes in Workshops und Aufführungen nahe zu bringen und Tanz auch im ländlichen Raum zu stärken.

Über die konkreten Projekte hinaus stehen wir natürlich kreisweit auch beratend bei Themen der Kulturellen Bildung zur Verfügung. Hierbei arbeiten wir in enger Kooperation mit der Stormarner Kreisfachberaterin für Kulturelle Bildung in Schulen.

Alle verfügbaren Aufführungstermine des „Hoffnungsvogels“ für 2024 sind bereits belegt. 2025 soll das Stück weiter durch die Schulen touren. Wie könnte das „Stormarner Modell“ auch anderswo Schule machen?

Henning Görtz: Wir möchten die Figurentheaterproduktion „Hoffnungsvogel“ bis ins Jahr 2026 spielen, damit möglichst viele Grundschulkinder im Kreis die Möglichkeit haben, dabei zu sein. Generell würden wir uns als Kreis sehr freuen, wenn das „Stormarner Modell“ als Beispiel für andere Kreise dienen kann. Wir sind überzeugt von „open-source“ und stellen unsere Bausteine der Kulturellen Bildung transparent als Blaupause zur Verfügung. Bei der Produktion von „Das Dschungelbuch“ zum Beispiel haben wir Wert darauf gelegt, dass das Figurentheaterstück vom Ensemble auch ohne Stormarn-Kontext an anderen Orten spielbar ist. Das möchten wir auch beim „Hoffnungsvogel“ so handhaben.

Tanja Lütje: Alle sind herzlich eingeladen, sich zu melden, wenn Interesse an einer Kooperation besteht.

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Die Kontaktdaten zum Stabsbereich Kultur des Kreises Stormarn finden Sie hier: https://kultur-stormarn.de/ueber-uns/

Kirsten Boies Roman „Der Hoffnungsvogel“ ist 2023 im Oetinger-Verlag erschienen. Das Figurentheaterstück feiert am 3. Mai 2024 Uraufführung im Schloss Reinbek (Restkarten hier: https://kultur-stormarn.de/projekte/hoffnungsvogel/hoffnungsvogel-premiere-reservierung/). Anschließend wird das Stück bis voraussichtlich 2026 an Grundschulen des Kreises gezeigt. 

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