Wir schreiben den 30. April: Walpurgisnacht. Die Hexen ziehen zum Blocksberg im Harz. Aber nicht nur dort, auch hier in Schleswig-Holstein, wurde in der Frühen Neuzeit an Hexen geglaubt – und Hexen wurden verfolgt. Auf kulturkanal.sh erzählen wir ihre Geschichte anhand von magischen Objekten, die sich im gesamten Land zwischen den Meeren in Archiven, in Ausstellungen und in der Öffentlichkeit finden lassen. Gemeinsam reisen wir nach Flensburg, Elmshorn, Bargteheide, Schmoel, Kiel und Husum.
Uns werden begegnen: ein Bild, ein Stück Papier, ein Spaziergang, ein Stein, ein Film, eine Puppe und zum Abschluss noch ein Bild. Die ersten beiden Objekte präsentieren uns den Hexenglauben im 15. und 16. Jahrhundert. Die nächsten drei veranschaulichen, wie wir uns an die Hexenverfolgung erinnern können. Und die letzten beiden bringen uns zurück ins Heute: Welche Hexengeschichten leben weiter in unseren Köpfen?
Dass es sich um eine Auswahl von genau sieben Objekten handelt, ist nicht zufällig. Schließlich ist die Sieben eine magische Zahl: Siebenmeilenstiefel, sieben Todsünden und sieben Brücken, über die man gehen muss. Und sieben Tage hat die Woche – eine Woche, in der wir uns Stück für Stück, Tag für Tag, der Hexerei und Zauberei in Schleswig-Holstein annähern möchten. Damit starten wir heute, am 30. April, zur Walpurgisnacht.
Tag eins – Ein Bild: Teufel und Hexe

Unbekannte*r Künstler*in: Teufel und Hexe, 1493, Copyright: Museumsberg Flensburg
Teufel und Hexe lautet der Titel des Holzschnitts. Künstler*in: unbekannt. Entstehungsjahr: 1493. Das Bild stammt also aus der Frühen Neuzeit, der Hochzeit der Hexenverfolgungen in Europa.
Tasja Steder ist wissenschaftliche Volontärin beim Museumsberg Flensburg. Warum auf dem Bild eine Frau gemeinsam mit dem Teufel reitet? „Der Teufel wurde in den Hexenvorstellungen als ‚Verführer‘ einer Frau gesehen, die durch seinen negativen Einfluss zu einer Hexe wird. Die Frau ist halbnackt, denn Sexualität und Nacktheit galten als sündhaft.“
Das Pferd springt über einen umgestoßenen Tisch mit einer Decke – vermutlich ein Altar. „Die beiden wenden sich also von der Religion ab. In der Vorstellung der Menschen wurden im Kontrast zum christlichen Glauben die sogenannten schwarzen Messen abgehalten.“
Tasja Steder hat noch eine andere Idee, was der Sprung verdeutlichen könnte: „Das könnte den Moment vor dem Abheben der beiden in den Himmel darstellen. Denn laut Legende flogen Hexen auf verschiedenen Tieren oder Gegenständen, wie einem Besen, zum Hexensabbat.“
Auch die Walpurgisnacht ist ein Hexensabbat, gehört zu den wichtigsten Hexensabbat-Terminen im Jahr. Die Bezeichnung verrät es schon – der Glaube an den Hexensabbat entstammt antijudaistischen Verschwörungstheorien. Diese sagten dem Sabbat, dem jüdischen Ruhetag nach, es handele sich um ein satanisches Fest, bei dem christliche Kinder rituell getötet werden. Diese Verschwörungstheorie lebt heute noch weiter, zum Beispiel in Songtexten von Xavier Naidoo.
Hier geht es zu den weiteren Beiträgen aus der Reihe:
- Tag zwei – Ein Stück Papier: Zauberspruch in Holzbalken
- Tag drei – Ein Spaziergang: Wer war Gretje Offen?
- Tag vier – Ein Stein: Schmoeler Hexenstein
- Tag fünf – Ein Film: Ein Metjen nahmens Preetzen
- Tag sechs – Eine Puppe: Die Hexen bei Faust
- Tag sieben – Noch ein Bild: Ein Zauberer