Eine Suche, sechs Fundstücke: Klaus Groth vor Ort

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Wir haben nachgefragt: Wo begegnet uns der plattdeutsche Lyriker und Schriftsteller Klaus Groth heute? Wo finden sich Groth-Spuren in Schleswig-Holstein? Den Anfang machten wir mit einer ersten Sammlung aus Orten, die den Namen des Dichters tragen oder anderweitig an ihn erinnern. Der Beitrag Eine Suche: Klaus Groth als Namensgeber war dabei Auftakt und Aufruf zugleich. Mit Ihrer Hilfe wollten wir die Suche erweitern, damit die Sammlung wachsen kann.

Es hat geklappt: Heute können wir Ihnen in diesem zweiten Teil sechs weitere Groth-Fundstücke präsentieren. Sechs Leserinnen und Leser teilen ihre gefundenen Groth-Spuren auf kulturkanal.sh – auf unterschiedliche Weise, aus verschiedenen Ecken des Landes.

Wir freuen uns über jede einzelne der Einsendungen und darauf, die Geschichten der kulturkanal.sh-Leserschaft hier mit Ihnen teilen zu dürfen.

1. Klaus Groth und Theodor Storm – eine Mär?

Eine Mär – und damit eine Geschichte, die sich so zugetragen haben könnte, hat uns Michael Landek aus Nortorf (Rendsburg-Eckernförde) geschickt:

„Eine Mär? Klaus Groth besuchte (es war vielleicht um 1856?) auf einer Fahrt in Richtung Itzehoe den Dichter Theodor Storm in Hanerau-Hademarschen, dem er sich freundschaftlich verbunden fühlte. Da es schon herbstlich kühl war, hing der glücklich überraschte Theodor den Paletot seines Gastes in den großen eichernen Dielenschrank und bat seinen Gast auf einen Begrüßungsschnaps in den Salon.

So weit meine kurzen Zeilen. Es mag etwas weit hergeholt; könnte sich aber zugetragen haben …

Wir haben vor etlichen Jahren in Itzehoe den besagten Schrank aus dem Haus in Hanerau-Hademarschen gekauft und dieser steht jetzt in unserem Wintergarten in Nortorf (Kiel). Bedauerlicherweise keine echten Spuren. Aber eine nette, kleine Geschichte.“

Dokumentiert ist die Beziehung der beiden Dichterkollegen im Briefwechsel (1852 – 1887) in diesem Buch:

Theodor Storm – Klaus Groth. Briefwechsel. Mit Dokumenten und den Briefen von Storm und Groth zum Hebbel-Denkmal.

Kritische Ausgabe herausgegeben von Boy Hinrichs in Verbindung mit der Theodor-Storm-Gesellschaft

Berlin: Erich Schmidt Verlag 1990
275 Seiten, 46,80 Euro
ISBN: 978-3-503-03010-1

Als Postskriptum (PS) fügt Michael Landek eine weitere kleine Geschichte mit Ortsbezug hinzu und bringt damit eine Dichterin des Landes ins Spiel: „Aus dem Städtchen [Nortorf], das zuließ, dass die wunderschöne Villa der einzigen Dichterin (genannt „Dichterin der Marschen“) der Stadt, Thusnelda Kühl, im Jahr 2021 zum Abriss freigegeben wurde! Jetzt steht an dieser Stelle ein überdimensioniert großer, schwarzer „Schuhkarton“.“

2. Eine Straße auf Fehmarn

An ihre Kindheit auf Fehmarn erinnert sich Brigitte Schwarz aus Hamburg. Dazu schreibt sie: „Es gibt auf Fehmarn in Burg eine Klaus-Groth-Straße, in der ich vor langer, langer Zeit als Kind gewohnt habe. Sie ist bestimmt nach dem Dichter benannt worden, denn auch Theodor Storm und Fritz Reuter sind in der Nachbarschaft als Straßennamen verewigt.“ Frau Schwarz hat sogar noch alte Fotoalben gewälzt: „Leider hat unsere familiäre Suche nach Fotos aus den 60ern, auf der die Klaus-Groth-Straße zu erkennen ist, nichts Konkretes ergeben. In unserer Erinnerung war die Straße nur spärlich bebaut, auf der gegenüberliegenden Seite vor unserem Haus war ein großes Feld, über das wir liefen, um den Weg zur Schule abzukürzen. Das dürfte jetzt bestimmt nicht mehr so sein.“

Hat jemand ein Foto von der Klaus-Groth-Straße auf Fehmarn? Über eine Zusendung würde sich Frau Schwarz gemeinsam mit uns freuen!

Pure Fruit Nr. 31: Klaus Groth, Bildauszug von Tim Eckhorst (S. 14)

Übrigens: Auf Fehmarn lebte Klaus Groth eine ganze Weile. 1847 besuchte der erkrankte Groth seinen Studienfreund Leonhard Selle in Landkirchen auf Fehmarn. Eigentlich wollte er nur sechs Wochen bleiben, zur Erholung. Daraus wurden schließlich sechs Jahre (1847 – 1853). Hier entstand unter anderem sein Buch „Quickborn. Volksleben in plattdeutschen Gedichten dithmarscher Mundart“ und sein Freund Selle, Lehrer und Organist, vertonte mehrere seiner Gedichte.

3. Zwei Bücher aus Meldorf

Klaus Groth-„Fundstücke“ aus Meldorf kommen von Ellen Balsewitsch-Oldach, www.textfabrique51.de – das Literatur- und Kulturnetzwerk in Norddeutschland. Sie schreibt: „Mit Interesse lese ich Ihr Feuilleton im Netz, so auch den Aufruf zu Fundstücken in Sachen Klaus Groth. Klaus Groth kommt nämlich sozusagen auch in Meldorf vor, wo ein kleiner Verlag [elbaol verlag hamburg] sitzt, der zwei Veröffentlichungen rund um den norddeutschen Dichter herausgebracht hat:

Klaus Groth und das 21. Jahrhundert – Autoren von heute zum 200. Geburtstag des Dichters, eine Anthologie von und mit norddeutschen Autorinnen und Autoren und Mein Jungsparadies, die erste hochdeutsche Übersetzung dieser Erzählung Klaus Groths von Heiko Thomsen (der 2024 den renommierten Fritz-Reuter-Preis der Carl-Toepfer-Stiftung in Hamburg erhielt), zeitgemäß illustriert von Sted Telling.“

4. Gedichte an Groths Grab

Pure Fruit Nr. 31: Klaus Groth, Bildauszug von Tim Eckhorst (S. 36)

Dr. Johanna Pareigis aus Molfsee berichtet von freudvollen Friedhofsbegegnungen an Groths Grab. Nach ihrem Abitur 1983 machte sie eine Friedhofsgärtner-Lehre bei der Stadt Kiel:

„Dabei war ich unter anderem für die Pflege einiger Gräber auf dem Kieler Südfriedhof zuständig. Darunter war auch das Grab von Klaus Groth. Wenn ich Herbstblätter von dem Grab harkte oder im Frühjahr frische Stiefmütterchen pflanzte, hatte ich immer das Gedicht „Lütt Matten de Has“ im Kopf, das ich von meiner Mutter (Jahrgang 1935) gelernt hatte. Und immer wieder kamen ältere Herrschaften vorbei und trugen mir genau dieses Gedicht vor. Ich hörte es immer wieder geduldig an, obwohl ich es selbst kannte, denn ich weiß, wieviel Freude es macht, Gedichte vorzutragen. Diese Freude gönne ich jedem. Bei mir ist sie bis heute so geblieben, auch wenn sich meine Auswahl der Poesie in viele andere Richtungen entwickelt hat.

Heute arbeite ich als Bildungsreferentin. Der Friedhof ist bis heute einer meiner liebsten Orte der kulturellen Bildung geblieben. Ich gebe Lehrerfortbildungen (über das IQSH) auf dem Friedhof zum Thema „Der Tod gehört zum Leben – den Tod mit Kindern erforschen“. Ich mache zudem Draußen-Schule auf dem Friedhof mit Schulklassen und als Kulturvermittlerin leite ich Kulturprojekte mit Kindern an diesem spannenden Ort.“

5. Groth und Godewind

Meike Bukowski stammt aus Detmold, heute schreibt sie aus Süderbrarup: „Die Liebe führte mich vor 40 Jahren und für längere Zeit in den bezaubernden Ort Havetoftloit. So lernte ich die Band Godewind kennen. Wir besuchten seinerzeit einige Konzerte. Viele wunderschöne Liedtexte sind von Klaus Groth. Voller Wärme und Dankbarkeit höre ich mir gelegentlich eine CD an!“

Sie fragt: „Vielleicht ist das etwas für Ihre Sammlung?“ und wir sagen: „Klar!“ und fragen dabei gleich nach etwaigen Lieblingsliedern. Darunter fällt der plattdeutsche Klassiker „Dat du mien Leevsten büst“. Vertont wurde er unter anderem von Godewind.

oder hier in einer Version von Hannes Wader:

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HANNES WADER live: Dat du min Leevsten büst (TV-Auftritt 1974 m. KLAUS WEILAND u. JÖRG SUCKOW)

Von wem der Text ursprünglich stammt, ist bis heute unbekannt. Die plattdeutsche Textfassung wurde 1845 in der Textsammlung „Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg“ von Karl Müllenhoff unter dem Titel „Zum Stelldichein“ veröffentlicht.

Zu Meike Bukowskis Lieblingssongs gehört außerdem „Min Jehann“:

„Das haben Godewind mal in einem Konzert dargebracht. Auf CD habe ich es leider nicht. Von Hannes Wader ist es auch sehr schön.“ Sie habe mal eben in ihr CD-Regal gegriffen, schreibt sie und schickt uns Bilder ihrer beachtlichen CD-Sammlung. Auch wir konnten die Godewind-Version von „Min Jehann“ nicht finden. Dafür haben wir hier die Version von Hannes Wader herausgesucht:

Und hier kommt „Mien Jehann“ von Jochen Wiegandt. Im November 2015 sang Wiegandt diesen Titel beim Trauerstaatsakt für Helmut Schmidt im Hamburger Michel.

6. Ein Manuskript aus Harrislee

Dass Groth „bei den nordfriesischen Liedermachern der 1970er Jahre deutliche Spuren hinterlassen“ hat, schreibt uns auch der Journalist Werner Hajek aus Harrislee – und sendet uns dazu ein komplettes Manuskript, das wir schönerweise veröffentlichen dürfen. In seinem Beitrag „Über die Nordsee und zurück – Klaus Groth und die nordfriesische Folkszene“ stellt er fest, dass die „erneute Renaissance des Plattdeutschen auch in den 1970ern nicht vom Himmel fiel“. Hier geht es zum Beitrag:

Danke!

Wir bedanken uns herzlich bei Michael Landek, Brigitte Schwarz, Ellen Balsewitsch-Oldach, Dr. Johanna Pareigis, Meike Bukowski und Werner Hajek für das Bereichern der Sammlung um eine Mär, eine Straße auf Fehmarn, zwei Bücher aus Meldorf, Gedichte an Groths Grab, Groth und Godewind und ein Manuskript aus Harrislee!

Fortsetzung folgt?

Sie haben auch einen Ort, ein Bild oder eine Geschichte rund um Klaus Groth? Dann freuen wir uns über Ihre Nachricht an info@kulturkanal.sh und darauf, die Sammlung gemeinsam weiter wachsen zu lassen.

Für jede Einsendung gibt es als Dankeschön das aktuelle Pure Fruit-Heft Nr. 31: Klaus Groth per Post. Übrigens: Die zugehörige Ausstellung ist bis zum 12. Januar 2025 auf der Museumsinsel Lüttenheid in Heide zu sehen. Bitte beachten: Vom 21. Dezember bis zum 06. Januar macht die Museumsinsel Winterpause.

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