Mehr als eine halbe Million Menschen besuchten im Jahr 2024 die Schleswig-Holsteinische Landesmuseen. Das ist ein Rekord, über den sich Geschäftsführerin Svenja Kluckow und ihr Vorstandskollege Thorsten Sadowsky freuen. Allerdings trübt der Blick auf das Jahr 2025 die Stimmung, denn die Häuser unter dem Dach der Stiftung Landesmuseen müssen mit weniger Geld auskommen. Die finanziell klamme Landesregierung streicht rund fünf Prozent ihrer Zuschüsse. Weil gleichzeitig Kosten für Löhne, Material und Energie steigen, schrumpfe das verfügbare Budget in Wahrheit deutlich mehr, sagte Geschäftsführerin Kluckow bei einer Pressekonferenz kurz vor Weihnachten.
Die Stiftung muss sparen – freie Stellen bleiben frei

„Anderswo gibt es Proteste und Demos gegen Kürzungen im Kulturbetrieb, wir dagegen arbeiteten weiter und gehen mit der Situation um“, sagte Kluckow. Aber die Museen müssen sich auf die Lage einstellen. Als eine Sparmaßnahme schließen einzelne Häuser – zur Stiftung gehören neben dem Schloss Gottorf und dem Wikingermuseum Haithabu auch das Freilichtmuseum Molfsee, das Jüdische Museum Rendsburg und das Eisenkunstgussmuseum Büdelsdorf – an einigen Tagen früher.
Aber Schließungen seien keine nachhaltige Lösung, sind sich Kluckow und Sadowsky einig: Schließlich liefen die Betriebskosten weiter, während Eintrittsgelder wegfielen. Die Stiftung erwirtschaftet durch Ticketverkauf, Drittmittel, Spenden und Souvenirs gut ein Drittel seines Budgets selbst. Doch der größte Teil, in 2024 waren es rund elf Millionen Euro, stammt vom Land. 2025 fehlen gut 600.000 Euro. Um das auszugleichen, muss die Stiftung an Personal sparen. Entlassungen sind nicht geplant, aber freiwerdende Stellen, egal in welchem Bereich, werden nicht wiederbesetzt. Einige Angebote für Besucher:innen, aber auch Forschungen und Archivarbeiten fallen künftig schmaler aus.
Im Herbst beginnt der Umbau des Schlosses

Gleichzeitig sinken vermutlich in den kommenden Jahren die Einnahmen für Eintrittsgelder, denn das Schloss Gottorf, im Sprachgebrauch der Stiftung „Haus 1“ genannt, schließt im Herbst für den lange geplanten Umbau der historischen Dauerausstellung. Der „Masterplan“ der Stiftung sieht die Wiedereröffnung für Ende 2028 vor. Kluckow ist dabei eine Botschaft wichtig: „Das Schloss ist zu, die Insel bleibt offen.“ Denn auch während des Umbaus finden wechselnde Sonderausstellungen in der Reithalle statt. Die Nydamhalle mit den archäologischen Funden bleibt ganzjährig geöffnet, das Gottorfer Globushaus im Barockgarten wartet zwischen April und Ende Oktober auf Neugierige.
Ausstellungen von Wikingern bis Daniel Richter
Trotz Umbau und Geldknappheit stehen mehrere große Ausstellungen an. „Wikingerdämmerung – Zeitenwende im Norden“ heißt es vom 16. April bis 2. November im Kreuzstall und in der Reithalle. Die Ausstellung zeigt Schatzfunde aus Gold und Silber, alte Schriften und einen Nachdruck des Teppichs von Bayeux, der auf 68 Metern Länge wie ein frühzeitlicher Riesen-Comic die Schlacht von Hastings und ihre Vorgeschichte zeigt.

„1066, das Jahr der Schlacht, war gleichzeitig das Jahr, in dem Haithabu aufgegeben wurde“, erinnerte Sadowsky. Wie dieser Übergang von Haithabu ins gegenüberliegende Schleiufer passierte, damit befassten sich die Archäolog:innen des Museums gemeinsam mit dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrecht-Universität Kiel, die Ergebnisse sind Teil der Ausstellung.
Der Titel „Wikingerdämmerung“ stehe nicht für das Ende der Epoche, den Zeitgenossen sei schließlich nicht klar gewesen, dass die Hochzeit der Wikinger ende. „Es geht um dämmern im Sinne von Erkenntnis“, sagte Sadowsky. So befasst sich die Ausstellung auch mit dem „Mythos Wikinger“ im Wandel der Zeiten, dazu gab es eine Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie.
Gottorf feiert 20 Jahre Globushaus
Neben dieser zentralen Ausstellung finden zahlreiche kleinere statt. So läuft im Südflügel des Schlosses ein Film über Kunstwerke der Renaissance, die Schwarze oder afrikanische Personen zeigen – ein Projekt des Afro-Italieners Fred Kudjo Kuwornu, der heute in New York lebt und arbeitet. Im Mai dreht sich alles um den Gottorfer Globus, dessen Original – das vor 350 Jahren erbaut wurde – als astronomisches Wunderwerk und erstes Planetarium der Geschichte gilt. Das Original hat seinen Platz in St. Petersburg, der Nachbau lädt seit 20 Jahren im Globushaus des Schlosses zum Staunen ein.

Zum Jahresende 2025 ziehen Werke von Daniel Richter in die Reithalle ein. Der Künstler aus Lütjenburg im Kreis Plön wird in diesem Jahr mit dem Kunstpreis der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft ausgezeichnet. Die Gottorfer Präsentation wird die erste Richter-Ausstellung in Schleswig-Holstein seit über 20 Jahren sein.