Gleicher Preis für weniger Ergebnis: Rund 44,8 Millionen Euro zahlen Bund und Land an die Stiftung Landesmuseen für die Sanierung und Modernisierung des Schlosses Gottorf in Schleswig. Für den Umbau schließt das Museum ab Herbst 2025. Bereits jetzt steht fest: Aus Kostengründen verzichtet die Stiftung Landesmuseen auf den geplanten Erweiterungsbau. Der futuristische Glaskasten sollte an den Ostflügel des Schlosses grenzen und – ähnlich wie die Pyramide vor dem Pariser Louvre – Servicebereiche wie Ticketschalter, Souveniershop und Gastronomie aufnehmen.

Trotz zehn Millionen Euro mehr reicht das Geld nicht
Seit mehr als zehn Jahren plant die Stiftung Landesmuseen den „Masterplan“ genannten Umbau. Damals stand eine Gesamtsumme von 31,2 Millionen Euro im Raum. Doch seither sind die Baukosten gestiegen. Obwohl die Landesregierung weitere zehn Millionen Euro zulegte, wurde es schwierig, alle Wünsche zu erfüllen. „Wir haben seit längerer Zeit überlegt, ob wir umdenken müssen, und Einsparpotentiale ermittelt„, heißt es in einer Erklärung der Geschäftsführerin Svenja Kluckow und dem Direktor der Stiftung Landesmuseen, Thorsten Sadowski. Inzwischen seien alle Beteiligten zu dem Schluss gekommen, dass das „Ziel eines publikumsorientierten, zeitgemäßen und barrierefreien Museumserlebnisses auch ohne den Erweiterungsbau realisierbar“ sei.

Der Entwurf für den Erweiterungsbau stammt von der Zürcher Architekten Holzer-Kobler. Der Glasbau stellte einen Gegenwurf zur weißen Renaissance-Fassade dar, zu sehen auf einem Video auf der Homepage des Museums. Das Projekt hatte nicht nur Fans. So startete 2016 eine Petition mit dem Titel „Gottorf ohne Glasanbau“, die allerdings nur 1.700 Unterschriften erzielte. Im Januar 2017 wandte sich der Verein „Stadtbild Deutschland“ mit einem Offenen Brief an den damaligen Museums-Direktor Claus von Carnap-Bornheim. Der Baukörper mit seiner „wirren Formgebung“ füge sich „in keiner Weise harmonisch ein“, sondern inszeniere einen „bewussten Bruch“, den Expert:innen vielleicht spannend fänden, der bei der Bevölkerung aber Kopfschütteln hervorrufe.
Freigewordenes Geld soll der Ausstellung zugute kommen
Inzwischen sind die Proteste verhallt, der Anbau war fest eingeplant. Aber es gibt aus Sicht der Verantwortlichen wichtigere Elemente. So will das Museum das Geld, das durch den Verzicht auf den Anbau frei wird, für die Ausstellungsräume im Schloss verwenden. Das Ziel sei, die Rundgänge neu zu gestalten und „eine landesgeschichtliche Erzählung aus einem Guss zu liefern“, heißt es in einer Pressemitteilung. Lob für den Verzicht kam von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). „Dass der Stiftungsvorstand die finanzielle Vernunft über die eigene Vision stellt, nötigt mir Respekt ab.“ Er sei sich sicher, dass es dennoch gelingen werde, einen großen Wurf zu landen.
Die Arbeiten für die Modernisierung beginnen im September mit dem Ausräumen der Ausstellungsstücke. Laut dem Masterplan bleibt das Schloss für drei Jahre für die Öffentlichkeit unzugänglich. Die anderen Gebäude der Museumsinsel sind aber weiterhin zu besichtigen.