Frauen und Bücher – das passt super. 22 Prozent der weiblichen Deutschen über 14 Jahren greifen mehrfach in der Woche nach einem Buch. Unter den Männern sind es nur 14,6 Prozent, sagt eine Medienanalyse. Aber wie sieht es auf der Seite der Verfasser:innen aus? Zwar schreiben sehr viele Frauen, gewinnen Preise und landen Bestseller – Beispiele sind die Nobelpreis-Trägerin Doris Lessing, die Harry-Potter-Erfinderin Joanne K. Rowling oder die vielen Autorinnen der gerade aktuellen Romantasy-Welle. Dennoch fehlt es Frauen im Literaturbetrieb oft an Sichtbarkeit. Die Feministische Buchwoche, eine Erfindung des Vereins „Bücherfrauen“, will das ändern. Sie findet in diesem Jahr von Sonnabend, 3., bis Sonntag, 11. Mai, statt. Ein Schwerpunkt liegt in Bremen.
Eine Woche voller Veranstaltungen, Lesungen, Vorträge
„Verlegen. Lesen. Erinnern. 50 Jahre feministische Buchläden, Verlage und Archive“, heißt die Auftaktveranstaltung am 3. Mai. Ab 15 Uhr geht es im Bremer Frauenkultur- und Bildungszentrum „belladonna“, Sonnenstraße 8, auf einen Streifzug durch die Geschichte der Buchläden, die sich auf Literatur von und für Frauen spezialisiert haben, sowie die Archive, die weibliche und lesbische Geschichte und Geschichten sammeln. Weitere Veranstaltungen, Lesungen und Vortragsrunden bieten die Bücherfrauen in Berlin, Köln oder Oldenburg an. In Schleswig-Holstein finden keine Veranstaltungen der Feministischen Buchwoche statt, allerdings gibt es online oder hybrid einiges, etwa zu Marketing oder zu Fantasy-Heldinnen.

Die „Bücherfrauen“ gründete sich 1990 in München. Seither gibt der Verein Listen von Autorinnen als „Blaues Buch“ heraus. Mitglieder erhalten Tipps oder Mentoring. Hilfe gibt zu allen Fragen, die Autorinnen bewegen, etwa Selbstvermarktung auf Social-Media oder die Arbeit an Texten. 1994 trat der Verein erstmals mit einem eigenen Stand auf der Leipziger Buchmesse auf, 1997 gab es den ersten Stand auf der Frankfurter Buchmesse.
Männer schreiben über Männer. Frauen auch
Mit der Feministischen Buchwoche wollen die Bücherfrauen weibliche Literatur noch sichtbarer machen. Denn immer noch „dominieren männliche Namen den literarischen Rezensionsbetrieb“, heißt es im Fazit der Studie „Frauen zählen“ von 2018. Dabei wertete eine Forscher:innengruppe über 2.000 Rezensionen und Literaturkritiken in 69 deutschen Medien aus, darunter Zeitungen, Zeitschriften, Radio und Fernsehen. Das Ergebnis lautete: Auf zwei Männer kommt eine Frau. Rund zwei Drittel aller besprochenen Titel stammten von Autoren. Männliche Kritiker schreiben sogar zu drei Vierteln über Texte ihrer Geschlechtsgenossen. Kritikerinnen schreiben über Männer und Frauen. Halbwegs ausgeglichen ist die Lage im Kinder- und Jugendbuchgenre. Bei Sachbüchern und Krimis ist das Verhältnis dagegen noch unausgewogener als im Durchschnitt. Und: Die Artikel oder Beiträge, die von männlichen Kritikern stammen, sind in der Regel länger als die Texte ihre Kolleginnen.
„Wir müssen weiter daran arbeiten, dass Frauen im Literaturbetrieb sichtbarer werden“, sagt Charlotte Fondraz aus Bremen, Mit-Organisatorin der diesjährigen Buchwoche. Sie freut sich darüber, dass die diesjährige Abschlussveranstaltung auf den Muttertag fällt – getreu dem Motto der Feministischen Buchwoche: „Bücher statt Blumen“.