Die NordArt, die über 100.000 Kunstinteressierte im Jahr anlockt, die weltweit tätige Firma ACO, deren Stammhaus im Ort steht, und die Hauptstraße, durch die täglich Tausende Autos von und nach Rendsburg rollen – das ist Büdelsdorf. Oder gibt’s da noch mehr zu sehen?
Durchgangsort und stille Eiderwiesen

Der Verkehr der Hollerstraße rauscht beständig, nur wenn die Ampeln auf Rot schalten, herrscht kurz Ruhe. An manchen der Fußgängerampeln zählen Anzeigen die Sekunden ab, die zum Queren der Straße bleiben. Büdelsdorf, die „junge Stadt“, lässt dem motorisierten Verkehr viel Raum. Die Hollerstraße mündet auf der einen Seiten in die Brückenstraße, die nach Rendsburg führt, und am nordwestlichen Stadtrand in die Bundesstraße 203. Die Straße ist eine Lebensader – aber alles andere als gemütlich. Zwar gibt es neben zahlreichen Läden auch Cafés, Bäckereien und Restaurants. Aber die meisten Gäste sitzen lieber drinnen statt im Lärm und in den Abgasen des Verkehrs.

Aber nur wenige Fahrradminuten entfernt glänzt die Eider friedlich in der Sonne, dümpeln Enten im Schilf und wippen Segelboote in der Strömung. Büdelsdorf liegt am Fluss, der hier noch so aussieht wie vor dem Bau des Nord-Ostsee-Kanals. Ein Fuß- und Radweg führt am Ufer entlang. Bis heute heißt er Treidelweg, was daran erinnert, dass die Eider schon immer eine wirtschaftliche Bedeutung für Büdelsdorf besaß.

Im Spätmittelalter und in den folgenden Jahrhunderten lebten vor allem arme Kätner auf dem Gebiet der heutigen Stadt. Im 18. Jahrhundert wurde das Land neu verteilt und an die Meistbietenden verkauft, heißt es in der städtischen Chronik auf der Gemeindehomepage. Doch die meisten Bauernfamilien blieben landlose Kätner, nur wenige konnten als Hufner von ihrem Land leben. Als 1777 die Eider zum Kanal ausgebaut wurde, arbeiteten viele Büdelsdorfer als Fuhrleute, deren Pferde die Schiffe flussaufwärts treidelten.
Eisenguss und internationale Kunst

1827 gründete der Rendsburger Holzhändler Marcus Hartwig Holler die Carlshütte, damals die erste Eisengießerei Dänemarks. Er benannte sie nach Carl von Hessen, dem Statthalter des dänischen Königs. Der Betrieb erhielt zahlreiche Privilegien, etwa die königliche Garantie, dass es 20 Jahre lang keine andere Hütte im Reich geben durfte, außerdem wurden Arbeiter nicht zum Militärdienst eingezogen.

Holler hatte Büdelsdorf aus mehreren Gründen ausgesucht: Erstens besaß er bereits eine Holzhandlung dort, zweitens konnten über den Eider-Kanal Waren zur Nord- und Ostsee verschifft werden. Drittens litt das benachbarte Rendsburg unter Platzmangel. Die Garnisonsstadt war von hohen Festungsmauern umgeben, der Bau einer Fabrik war praktisch unmöglich. Eigentlich wollte Holler das Raseneisenerz aus der Region nutzen, um Roheisen herzustellen. Doch die Produktion war nicht rentabel und wurde bald aufgegeben. Die Carlshütte verhüttete also in Wahrheit nur wenige Jahre.

1883 übernahm Joachim Ahlmann die Geschäftsführung. Mit emaillierten Badewannen erschlossen er und sein Sohn Julius einen Weltmarkt. Nach Julius‘ Tod übernahm seine Witwe Käte Ahlmann 1931 die Geschäftsführung, sie stiftete noch zu Lebzeiten das Eisenkunstgußmuseum, das heute zur Stiftung Landesmuseen gehört.

In den 1970er Jahren ging die Carlshütte in Konkurs. Doch ein Teilbereich der alten Firma entwickelte sich zur heutigen ACO-Gruppe, die von Hans-Julius Ahlmann geführt wird. Er ist bis heute Hauptsponsor der NordArt, die seit 1997 in den alten Fabrikhallen jährlich wechselnde Ausstellungen zeigt.
Stadtrecht seit 2000, Mahnmale gegen Krieg


Seit dem Jahr 2000 hat Büdelsdorf Stadtrecht. Bereits seit 1984 existiert das so genannte „neue Zentrum“ mit Bürgerhaus, Rathaus und Markt. Der Platz ist eher zweckmäßig als einladend – ein pragmatisches Zentrum, das aber vom Selbstbewusstsein der Stadt zeugt, die sich neben der großen Nachbarin Rendsburg behauptet. Am Rand des Platzes steht auch ein Mahnmal, das an die Zerstörung eines früheren Denkmals für den sozialdemokratischen Reichspräsidenten Friedrich Ebert erinnert. Dieses Denkmal entstand 1928, finanziert wurde es überwiegend durch Spenden. Der Ortsverein der SPD bat bei Haussammlungen um Geld für den Bau. Das passte den Nationalsozialisten nicht: Sie zerstörten das Denkmal 1933. Um an diese Tat zu erinnern, errichtete die Gemeinde im Jahr 1988 ein schlichtes Mahnmal aus Stein.
Weitaus martialischer fiel dagegen das Büdelsdorfer Ehrenmal aus: Knieende Männer, nackt bis auf Helm, Hose und Schwert, halten eine gewaltige Schale.
