Vorgestern und gestern haben wir zwei Objekte betrachtet, die uns den Hexenglauben in der Frühen Neuzeit näher gebracht haben. Aus diesem Glauben resultierte auch die Verfolgung von jenen, die angeblich Magie praktizierten. Das Leben damals war von großen Krisen geprägt: Dreißigjähriger Krieg, Kleine Eiszeit, Schwarzer Tod. Damit gingen auch persönliche Krisen einher, wie Hunger und der Verlust von Besitz und geliebten Menschen. Schnell war man neidisch auf die Nachbarin, deren Vieh nicht gestorben war und warf ihr vor mit einem Schadenszauber etwas zerstört oder jemanden getötet zu haben. Der Hexenglauben war auch ein Glaube an die Macht des Wortes; daran, dass Flüche in Erfüllung gingen, wenn man sie aussprach.
Erinnerung im öffentlichen Raum
Hexenprozesse fanden vor weltlichen wie kirchlichen Gerichten statt. In Mitteleuropa waren etwa drei Viertel der Opfer Frauen. Seit den 1990er Jahren gibt es in Deutschland offizielle Rehabilitierungen in Orten, in denen Menschen wegen Hexerei verurteilt worden sind. Auch die Erinnerung an die Hexenverfolgung ist präsenter geworden. Heute und morgen schauen wir uns zwei Erinnerungsorte im öffentlichen Raum an, übermorgen einen Film.

In Bargteheide (Kreis Stormarn) haben Vertreter*innen der Stadt veranlasst, durch Straßenbenennungen die weiblichen Persönlichkeiten aus dem Ort bekannter zu machen. So kam es zum Gretje-Offen-Weg. Der Theaterschaffende Kai Fischer lebt in Bargteheide und hat sich häufig gefragt: „Wer war Gretje Offen?“. Gemeinsam mit seiner Kollegin Caroline Heinemann und einem Schulmädchen hat er einen Audiowalk entwickelt, der diese Frage beantwortet: Gretje Offen war eine 45 Jahre alte Magd, die im Hochsommer 1667 von zwei Bauern beschuldigt wurde, durch Zauberei deren Pferde getötet zu haben. Unter Folter kam es schließlich zu einem erzwungenen Geständnis. Anschließend wurde die Magd erhängt und ihr Leichnam verbrannt.
Geschichte ins Heute holen
Ihre ganze Geschichte kann man online hören – oder noch viel besser, man fährt nach Bargteheide und hört sich den Audiowalk beim Erkunden der Umgebung an, so wie es gedacht ist. Der Spaziergang hole die Geschichte ins Heute, erzählt Kai Fischer. Man solle realisieren: „Hier ist das passiert. Hier, bei meiner Pferdekoppel, auf meinem Spielplatz haben damals diese Menschen gelebt und Schreckliches erlebt.“
Hier geht es zu den weiteren Beiträgen aus der Reihe:
- Tag eins – Ein Bild: Teufel und Hexe
- Tag zwei – Ein Stück Papier: Zauberspruch in Holzbalken
- Tag vier – Ein Stein: Schmoeler Hexenstein – Kulturkanal.sh
- Tag fünf – Ein Film: Ein Metjen nahmens Preetzen
- Tag sechs – Eine Puppe: Die Hexen bei Faust
- Tag sieben: Noch ein Bild: Ein Zauberer